Bad Windsheim - Ortsteile

Wiebelsheim

Der westlich von Bad Windsheim gelegene Ort kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Auch Wiebelsheim wurde während der fränkischen Landnahme als eine Siedlung merowingischer Franken im 6.Jahrhundert gegründet. Der Name des Ortes kommt vermutlich von seinem Gründer "Wibilis". Die älteste Ansiedlung befand sich in der Nähe des Dorfweihers. Erstmals wurde Wiebelsheim 850 urkundlich erwähnt und zwar in einer Urkunde des ehemaligen Reichsklosters Lorsch (Lorsch a.d.Bergstraße)15. Durch umfangreiche Schenkungen der Herrscher kamen in der damaligen Zeit die Klöster zu erheblichen Landbesitz. 1103 wurden Besitzungen in Wiebelsheim an das Kloster Hirsau in Oberfranken verschenkt und an das Kloster Michelsberg bei Bamberg in den Jahren 1136 - 1139. Im Jahre 1157 nimmt der Papst das Kloster Auhausen16 / Wörnitz und seine Güter, darunter Wiebelsheim unter seinen Schutz.

1237 vergrößerte das Kloster Auhausen seine Güter in Wiebelsheim durch Zukauf. Der Burggraf von Nürnberg befreit das Dorf 1297 von allen Steuern und Abgaben. Die Ritter Esel erhielten 1317 - 1345 unterschiedliche Abgaben aus Wiebelsheim. Die Wiebelsheimer Kirchenstiftung erfolgte 1350 durch das Kloster Auhausen und durch Hermann Stehler aus Windsheim. Das Alter der Kirche selbst lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Erstmals wurde sie 1342 erwähnt und gehörte damals zu Windsheim, der Altar wurde 1515 aufgestellt. In den Jahren 1356 - 1386 wurden verschiedene Güter von einem Fritz Schoder zu Heideck und einem Cuntz Esel zu Illesheim in Wiebelsheim verkauft, verschenkt und auch wieder zurückgekauft. Johann von Hohenlohe übereignet der Stadt Rothenburg 1393 seine Besitzungen in Wiebelsheim. 1397 bekam Wiebelsheim ein ständiges Kirchenamt.

Zwischen 1399 und 1418 wechselten wieder verschiedene Güter die Besitzer. Der Bischof von Würzburg entscheidet 1431 bei einem Kirchenstreit mit der Stadt Windsheim, dass Wiebelsheim eine eigenständige Kirchengemeinde ist.

Die Reformation erreichte Wiebelsheim etwa um 1528. Zu dieser Zeit hatte sich Wiebelsheim aber schon unter Brandenburgischen Schutz gestellt, da diese ebenfalls evangelisch waren. Während der Reformation wurde Wiebelsheim auch vom Glauben der Wiedertäufer erfasst, 1527 trafen sie sich in einem Wald bei Wiebelsheim. Sie kamen aus Krautostheim, Oberntief, Berolzheim und Windsheim. Im Jahre 1535 endete in unserer Gegend diese Glaubensrichtung wieder, nicht ganz freiwillig. Die Grafen von Castell hatten 1578 Güter und Lehen in Wiebelsheim. 1596 die v. Berlichingen haben Besitzungen in Wiebelsheim. Während des 30-jährigen Krieges hatte Wiebelsheim, da es im Einzugsbereich Windsheims lag, unter feindlichen Durchmärschen und Plünderungen sehr stark zu leiden. Die Pest grassierte bereits das erste Mal 1582 im Ort. Während des Krieges nochmals in den Jahren 1632 und 1634, eingeschleppt wurde sie vermutlich durch durchziehende Truppen. Eine Schule in Wiebelsheim wird 1603 das erste Mal in Gemeinderechnungen genannt, 1973 wurde sie aufgelöst. 1602 wird der erste Gemeindeschmied erwähnt. 1630 mussten die umliegenden Orte Windsheims, darunter auch Wiebelsheim mehrere 1000 Mann der kaiserlichen Armee, die auf Rothenburg zumarschierte, verpflegen, dies führte zu einer großen Armut in Wiebelsheim.

1632 fand die große Heerschau des Schwedenheeres (4400 Mann) zwischen Wiebelsheim und Külsheim statt, in diesem Jahr wurde das Dorf auch von Weimarschen Soldaten geplündert und die Kirchenbücher mitgenommen. Am 29.März zogen die Schweden nach Nürnberg weiter.1633 raubten durchziehende schwedische Soldaten Vieh von der Weide und verkauften es an die Nürnberger diese mussten 196,- Taler an die Bestohlenen vergüten. Ein großer Brand brach am 31. Juli 1757 aus, es brannten 31 Gebäude ab. Der Brand wurde durch eine Bäuerin die Schmalz erwärmte ausgelöst. Die Stadt Windsheim brachte 552,- Gulden auf um die erste Not im Dorf zu lindern.

Eine Einquartierung von Sachsen - Gothaischen Soldaten erfolgte im Jahre 1733. Durch preußische Husaren wurden in Wiebelsheim 1762 Zwangsabgaben eingetrieben. Im Jahre 1773 wurde durch Brand eine Scheune im Ort vernichtet. Das Fürstentum Ansbach kam 1796 zu Preußen, dadurch wurde Wiebelsheim preußisch. 1806 wurde Wiebelsheim bayerisch. Ein Durchmarsch russischer Soldaten erfolgte 1815. Durch Blitzschlag brannten 1832 drei Scheunen nieder. Am deutsch-französischen Krieg 1870 nahmen 4 Einwohner Wiebelsheims teil.

Vermutlich bereits 1885 entstand der Gesangverein. Eine Feuerwehrspritze bekam der Ort 1861, 1862 wurde das Feuerwehrhaus gebaut und 1877 die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Bereits 1891 wurden die Straßen Wiebelsheims mit Öllampen beleuchtet. 1909 entstand ein Radfahrerverein der 1929 in den Kriegerverein übertrat. Das erste Telefon kam 1911 in den Ort. 1912 kam die elektrische Straßenbeleuchtung nach Wiebelsheim. Von 1804 bis 1914 besaß Wiebelsheim sogar eine eigene Brauerei und von 1902 bis 1923 eine Molkerei.

Während des Ersten Weltkrieges fielen 5 Männer aus Wiebelsheim. Der Kriegerverein wurde 1922 gegründet. Das Kriegerdenkmal wurde 1923 enthüllt. Der Obstbauverein wurde 1927 ins Leben gerufen und löste sich 1972 auf. 1932 bis 1935 wurde eine Flurbereinigung durchgeführt. Ein Kleinkaliber – Schützenverein bestand in Wiebelsheim zwischen 1931 und 1933. Die Hausanschlüsse an das Wasserleitungsnetz wurden 1938 vorgenommen. Bereits 1943 wurde der erste Schlepper in Wiebelsheim angeschafft. Der Zweite Weltkrieg hinterließ in Wiebelsheim als Bilanz 20 Gefallene und 5 Vermisste, unter den Gefallenen befand sich auch eine Frau, die 1945 durch amerikanische Tiefflieger ums Leben kam. Das Ende des Krieges kam für Wiebelsheim am 15.April 1945. Die Amerikaner erkundeten mit einem Jeep den Ort, als sie in Richtung Windsheim weiterfuhren gerieten sie auf eine verminte Straße, es gab drei schwerverletzte Soldaten. Dies blieb allerdings nicht ohne Folgen für den zu dieser Zeit amtierenden Bürgermeister. Dieser kam für etwa ein Jahr in ein Lager, da er die Amerikaner nicht davor gewarnt hatte.

Ab 1945 wurde durch deutsche Kriegsgefangene von Buchheim bis zum Weinturm eine Wasserleitung gebaut, dabei wurden in 1,5 Meter Tiefe Pfähle eines Pfahlbaus gefunden, der vermutlich aus der Zeit vor 15 - 20000 Jahre stammt. Eine wissenschaftliche Auswertung konnte wegen des Kriegsendes nicht gemacht werden. Die Pfähle wurden wegen Brennstoffmangels verheizt. 1949 wurde die Landjugend gegründet und ging 1953 in die Bayerische Jungbauernschaft über. 1956 wurde eine Tiefkühlgemeinschaft gegründet und ein Kühlhaus gebaut.

Die Eingemeindung nach Bad Windsheim fand 1972 statt. Wiebelsheim besitzt auch einen Flugplatz, der von 1973 - 1976 auf den "Wiebelsheimer Berg" errichtet wurde. Dieser ist für Segelflugzeuge und Motorsegler geeignet. Von 1974 bis 1985 erfolgte die dritte Flurbereinigung in Wiebelsheim. Bekannt ist auch die "Rangau Wandergruppe Wiebelsheim" die 1978 gegründet wurde. Wie im gesamten fränkischen Raum sind auch in Wiebelsheim die landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetriebe stark zurück gegangen. In den Südlagen von Wiebelsheim wird Wein angebaut wodurch auch Winzerbetriebe am Ort sind. Der Ort besitzt zurzeit nur noch eine Gastwirtschaft. Das neu erbaute Vereinsheim der "Rangau Wandergruppe" wurde 2003 eingeweiht. Heute hat Wiebelsheim ca. 250 Einwohner.

Es gibt noch zwei landwirtschaftliche Vollerwerbs - und sechs Nebenerwerbsbetriebe, einen Reiterhof, einen Schmiede- und Installationsbetrieb und einen Fliesenleger. Seit 2005 hat Wiebelsheim einen eigenen Weihnachtsmarkt, er wird von der Feuerwehr und der Jungbauernschaft veranstaltet, wie die meisten anderen Feste auch. 2008 wurde ein neues Feuerwehrhaus gebaut und eine Feuerwehr - Damenmannschaft gegründet. Seit über 20 Jahren findet jährlich im Juni das weithin bekannte Erdbeerbowlefest statt. Ein Motorrad - Club ist ebenfalls in Wiebelsheim, auch das Brauchtum kommt nicht zu kurz, so wird ein Maibaum aufgestellt, ein Sonnwendfeuer abgehalten und anlässlich der Kirchweih findet ein Kirchweihumzug statt.

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