Franken - Befestigungen - Der neue Kunigundenturm

 

Der neu erbaute Kunigundenturm

Auf dem mittelalterlichen Turmhügel Spielberg, bei Rüdisbronn, entstand ein neuer Aussichtsturm. Da dieser Turmhügel in der Stiftungssage des Osings vorkommt wurde der errichtete Aussichtsturm Kunigundenturm genannt.
Der Spielberg, 420 Meter über dem Meeresspiegel, befindet sich zwischen Rüdisbronn und Rehhof. Er ist der Burgstall einer Turmhügelburg, auch Motte genannt. Diese entstand bereits im 10. - 11. Jahrhundert und ist seit Mitte des 12. Jahrhunderts als Burgstall benannt. Die Höhe des Hügels selbst, beträgt ca. 10 mtr. und sein unterer Durchmesser ca. 40 mtr. Der Durchmesser der Querachse beträgt ca. 30 mtr. Der Ringgraben selbst hat eine Breite von ca. 4 - 8 mtr. Weitere Details finden sich in diesem Web unter "Franken - Befestigungen - Turmhügel Spielberg"
Entnommen: (Frühmittelalterliche Turmhügel in Franken von Dr.h.c. Karl Gumbert)

 

Mitarbeiter des Amt für Denkmalpflege waren beim ausheben des Grundes für diesen Aussichtsturm anwesend, da dieser Turmhügel ein Bodendenkmal ist. Zwar wurden schon in früherer Zeit Grabungen (Raubgrabungen) auf dem Turmhügel durchgeführt, aber anscheinend ohne Erfolg. Beim Graben für das Turmfundament gab es nur wenige Fundstücke und die Tatsache, dass die Grabungstiefe nur zwischen 40 und 80 cm betrug erleichterte den schnellen Fortgang des gesamten Projekts erheblich.


Topografie
Der Spielberg liegt etwa 900 m in NNO Richtung vom Ortskern Rüdisbronns entfernt. Während Rüdisbronn auf einer Geländeterrasse über dem südlich verlaufenden Aischgrund auf 336 m ü. NN liegt, erreicht das kleine Gipfelplateau des Spielbergs 421 m ü. NN und überragt den Ort damit um 85 Höhenmeter. Östlich des Spielbergs, in einer Entfernung von etwa 500 m, befindet sich der West-Ost gerichtete und etwa 1350 m lange Bergrücken Güterwald, der am höchsten Punkt mit 441 m ü. NN noch einmal 20 m höher ist als der Turmhügel Spielberg. Der Spielberg kann als exponierter, spornartiger Ausläufer des Güterwaldberges beschrieben werden. Der Turmhügel selbst stellt die Spitze des Bergkegels des Spielberges dar, der von Norden mäßig und von Süden und Westen her sehr steil ansteigt. Im Osten führt über den Berggrat ein Forstweg zum Turmhügel; auch der historische Zuweg dürfte hier gelegen haben. Im Norden trennt ein heute noch deutlich vorhandener Wall mit dahinter liegendem Graben den Turmhügel vom Bergkegel ab. Während dieser Wall mit Graben im Westen ausläuft, endet er im Osten in einer Ausweitung am Zufahrtsweg. Im steil ansteigenden Südhang ist lediglich eine leichte Terrasse am Turmhügelfuß zu erkennen. Der abgesetzte Kegel des Turmhügels, der eine Höhe von 8 – 10 m aufweist, misst unten etwa 30 x 40 m und besitzt einen allseitig sehr steilen Anstieg, der im Norden und Osten jedoch etwas geringer ist. Das heute nach Süden und Westen leicht abfallende Plateau weist einen ovalen Grundriss von etwa 12 x 25 m auf. Auf dem Plateau sind die Hangkanten ringsum verschliffen, gerundet. Der höchste, sogar leicht hügelige Bereich des Plateaus ist im Osten; hier befinden sich 3 verkippte Marksteine eines trigonomischen Vermessungspunktes.
An zwei Stellen sind deutlich die Spuren von Raubgräbern zu erkennen, etwa mittig in der südlichen Hälfte des Plateaus befindet sich ein ca. noch 1 m tiefer und im Durchmesser 2 – 3 m breiter, trichterförmiger Aushub, außerdem ist der nördliche Hang des Turmhügels auf ganzer Länge bis hinauf zum Plateau mit einer ca. 2 m breiten und gut 0,50 m tiefen Rinne angegraben, dies könnte die Stelle des ehemaligen Aufgangs zum.
Die topografischen Details sind dem Bericht von Herrn Reiner Burkhard als Leiter des Grabungsteams entnommen.


Historischer Hintergrund
Obwohl der Turmhügel Spielberg bei Rüdisbronn seiner anschaulichen Monumentalität und Erhaltung wegen ein herausragendes Denkmal darstellt, ist die Quellenlage über den Burgstall unbefriedigend dürftig. Einzig eine Nennung aus dem Jahre 1357, wonach der Burgstall im Besitz des Brendelin von Saunsheim (Seinsheim) steht, kann angeführt werden. Alle weiteren kursierenden „Geschichten“ entstammen wohl der volkstümlichen Phantasie.


Exkurs:
Turmhügelburgen, wie auch die artverwandten Motten oder Donjons, sind ein Burgentyp der seine Entstehung im 10. Jh. in Frankreich und England hat und sich von da aus auch ostwärts nach Deutschland ausbreitet. Die meisten derartigen Anlagen entstehen allerdings erst vom 11. bis 13. Jahrhundert. Für den fränkischen Raum ist mit einem Aufkommen des Typs ab der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts zu rechnen; jedoch sind auch wesentlich spätere Entstehungen bis in das 15. Jahrhundert bekannt. Der (Wohn-)Turm als zentrales Gebäude auf dem Hügel der Kernburg stellt die typische Bauweise dieses Burgentyps dar. Abhängig von der Funktion und den örtlichen Gegebenheiten (Gelände) ist neben der eigentlichen Kernburg, dem Turmhügel, oft eine vorgelagerte Vorburg als Wirtschaftshof vorhanden gewesen. Die Funktion der Turmhügelburgen liegt nicht darin, sie als Fliehburgen für die umliegende Bevölkerung zu nutzen, wie immer wieder angenommen wird. Allein die geringe Größe der Anlagen spricht deutlich gegen eine solche Nutzung. Es handelt sich vielmehr um kleinere Ansitze des Niederen Adels oder um Ministerialenburgen (Dienstadel). Der Typ stellt die Frühform der Adelsburg dar und verdeutlicht die Etablierung des Feudalsystems (Recht und Landbesitz befindet sich in Händen einer kleinen Oberschicht) des hohen und späten Mittelalters. Vorwiegend wurden Turmhügelburgen an wichtigen Wegeverbindungen (Altstraßen) und mit gutem Weitblick errichtet. Damit dienten sie hauptsächlich der Kontrolle und Überwachung der Verkehrsverbindungen sowie der Verwaltung von Besitzungen. Auf den bloßen Symbolcharakter – „Symbole der Macht“ – ist außerdem zu verweisen. Häufig wurden ehemalige Turmhügelburgen später zu größeren Ringburgen oder Schlössern umgebaut, bzw. überbaut.
Die historischen Details sind ebenfalls dem Bericht von Herrn Reiner Burkhard als Leiter des Grabungsteams entnommen.


Zusammenfassung
Als Ergebnis der bei der Grabung gefunden Scherben und Holzkohlereste, wird durch Herrn Reiner Burkhard, dem Leiter des Grabungsteams, erstmals die Zweiphasigkeit des Platzes nachgewiesen. Neben der heute noch deutlich erkennbaren Struktur einer mittelalterlichen Turmhügelburg ist die ältere 1. Nutzungsphase zeitlich und funktional schwieriger anzusprechen.

 

Es gibt zwei Erklärungsmodelle:
1. Der Spielberg wurde vor der Errichtung einer Turmhügelburg zu kultisch rituellen Zwecken genutzt, hier könnten auch vorgeschichtliche Epochen mit in Betracht gezogen werden. Die Errichtung der Turmhügelburg läge dann im 11.-12. Jahrhundert. Bauliche Veränderungen an der Burganlage wurden dann im Spätmittelalter durchgeführt.
2. Genauso möglich ist es, dass die 1. Nutzungsphase einer älteren Vorgängeranlage zuzuordnen ist. Diese bestand fast ausschließlich aus Holz und durch Kampfhandlungen könnte die Anlage in einer Brandkatastrophe vernichtet worden sein, was auch die starken Brandreste erklären würde.

Anschließend gab man den Burgstall nicht auf, sondern errichtete ein neue Burganlage, wobei das Plateau erhöht wurde. Unter Berücksichtigung des Fundmaterials käme die 2. Phase des Burgenbaues ins 13. Jahrhundert.
Am südlichen Hangfuß des Turmhügels ist heute keine Befestigung offensichtlich. Eine leichte umlaufende Terrassierung liefert jedoch den Hinweis, dass hier ehemals ein Hanggraben angelegt gewesen sein könnte.
An der Stelle, wo der östliche Wall auf den wohl auch antiken Zugangsweg über den Berggrat trifft, ist der Wall deutlich verbreitert. Hier könnte in den Wall eine bastionsartige Torsicherung eingebaut gewesen sein. Außerdem eignet sich die Lage, um auch eine Vorburg mit abzusichern. Die wohl einzig mögliche Stelle einer direkt an die Kernburg anschließenden Vorburg (die nicht zwingend vorhanden gewesen sein muss) befindet sich südöstlich des Hügels. Dort, südlich des Zuweges, ist das Gelände nur relativ mäßig steil, außerdem sind in dem Bereich kleine Terrassierungen wahrzunehmen. Ein Graustufenbild des Oberflächenreliefs zeigt einen Geländeeinschnitt, der auf einen ehemaligen Graben zurückgehen könnte. Dieser Einschnitt quert den Zufahrtsweg und umschließt teilweise den für das Vorburgareal in Frage kommenden Bereich. Nordöstlich des Hügels befindet sich in ca. 150 m Entfernung ein weiterer verdächtiger Graben. Dabei könnte es sich um ein zur Burganlage gehörendes Annäherungshindernis handeln. Genauso ist ein Grabenabschnitt zu bewerten, der in ähnlicher Entfernung südöstlich des Burghügels existiert. Diese Grabenabschnitte könnten ursprünglich sogar zusammenhängend angelegt worden sein und somit die Kernburg im Osten weitläufig umfasst haben. An der Ostseite der Anlage ist der natürliche Schutz wegen des Berggrates und der relativ geringen Steilheit des Geländes am geringsten, was diese Wehranlagen in größerer Entfernung zur Kernburg begründen kann.
Diese Erkenntnisse deuten, wie schon vermutet, auf eine Burganlage hin die längere Zeit bewohnt gewesen ist. Somit bekommt die Osingsage erheblich mehr Gewicht in Bezug auf den Spielberg als bewohnte Wehranlage.
Die archäologischen Details sind ebenfalls dem Bericht von Herrn Reiner Burkhard als Leiter des Grabungsteams entnommen.

 

Das Fundament des späteren Betonsockels für den Kunigundenturm wurde bereits am 24. November 2013 ausgehoben.

Natürlich konnte dies erst geschehen als der Turmhügel bereits von Bäumen und Gestrüpp befreit worden war dies war aber bereits 2012 geschehen. Archäologen und Helfer aus Rüdisbronn hoben das Fundamend zum Aussichtsturm gemeinsam aus. Die Tiefe betrug je nach Gelände zwischen 40 und 80 cm.


Der Betonsockel des Kunigundenturms wurde vor der Grundsteinlegung am 13. Dezember 2013 betoniert.

Bedingt durch den milden Winter konnte der Betonsockel für den Kunigundenturm bereits im Dezember 2013 erstellt werden. Hierzu wurden Helfer und natürlich Material benötigt. Das heraufschaffen des Betons und der anderen benötigten Materialien war kein leichtes Unterfangen. Mensch und Technik waren gefordert aber bis zur Grundsteinlegung war alles bewältigt.

 

Am 15. Dezember 2013 wurden dann die Sandsteine für den 1. Stock des Kunigundenturms auf den Turmhügel geschafft.

Mit mehreren Schleppern Seilzügen und anderen Technischen Hilfsmitteln wurden die gebrauchten Sandsteine für den 1. Stock des Turmes nach oben gehievt.


Die Grundsteinlegung des Kunigundenturmes erfolgte am 1. März 2014

Pünktlich zu 10. Jahrestag der Gründung des Heimatvereins Rüdisbronn, unter seinem Vorsitzenden Wilhelm Greifenstein, trafen sich am Samstag den 1. März 2014 auf dem Spielberg Sponsoren, Honoratioren aus der Politik, Bürger aus Rüdisbronn, Bad Windsheim und Umgebung zur Grundsteinlegung für den noch zu errichtenden Kunigundenturm. Im Dezember 2013 begann der Heimatverein Rüdisbronn mit der Schaffung eines Zufahrtsweges und dem Heranschaffen des Baumaterials für den Grund des zukünftigen Holzturms. Der Grund ist als Betonsockel vorgegeben, darauf kommt nun als 1. Stock eine Sandsteinmauer und wieder darauf eine Holzkonstruktion die als späterer Aussichtsturm dient. Ohne Zuschüsse aus verschiedenen Töpfen und auch Spenden aus der Bevölkerung wäre eine Realisierung eines solchen Projekts finanziell fast nicht möglich gewesen. (Als kleine Anekdote ist hier angemerkt, Viktoria, ein kleines Mädchen aus Beerbach, schlachtete ihr Sparschwein um den Turmbau zu unterstützen.) Etwa 38000,- Euro soll der Bau kosten, rund 11000,- Euro sind an Spenden gesammelt worden. Etwa 16000,- Euro Unterstützung kommen aus europäischen Mitteln, die von der Lokalen Aktionsgruppe Aischgrund (LAG) organisiert wurden.
Trotz allem, das wichtigste sind die Bewohner von Rüdisbronn, und natürlich der Heimatverein, durch deren kostenlosen Hand- und Spanndiensten viel zum Gelingen beigetragen wurde. Bevor der erste Stein auf den Spielberg geschafft werden konnte musste erst der Hügel abgeholzt werden und ein Weg herauf geschaffen werden. Der noch zu errichtende Aussichtsturm soll eine Höhe von ca. 7 - 8 mtr. erreichen. Wenn der Himmel klar ist ist von hier aus eine Aussicht über zig Kilometer möglich. Ein Besuch lohnt sich bei passenden Wetter selbst jetzt schon, man schaut von hier in den Aischgrund, nach Ipsheim, Hoheneck, Bad Windsheim, Burgbernheim, bis Ulsenheim, zum Hohenkottenheim und zum Hohenlandsberg. Selbstverständlich Rüdisbronn, Berolzheim, Humprechtsau, Unterntief und der Osing liegen dem Wanderer zu Füßen. Allerdings, auf eines sei hingewiesen, vor der Aussicht kommt der Aufstieg und der ist steil.

 

Am 31. Mai 2014 begannen die Vorbereitungen zum Aufrichten des Sandsteinsockels am 5. Juni war er aufgerichtet.

Anfang Juni wurde der Grundstock des Kunigundenturms aus Sandsteinen gemauert. Mit Hilfe eines kleinen Baggers wurden die Sandsteine entsprechend den Anweisungen des Maurers durch die Helfer platziert.

 

Am 4. Juli wurde die Holzkonstruktion für den Kunigundenturm auf den Spielberg gebracht. Am 8. Juli begann die Hauptarbeit. Am 24. Juli war der Kunigundenturm fertiggestellt.

Anfang Juli wird dann die teilweise vorgefertigte und vormontierte Balkenkonstruktion auf den Spielberg und dann auf das Plateau gebracht. Diese Holzkonstruktion für den Turm besteht aus schweren massiven Holzbalken die erst durch Zuhilfenahme eines Bagger in die richtige Position gebracht werden können. Ein Versuch mit einem Autokran schlug vorher fehl.
Mitte Juli wurde der Kunigundenturm aufgerichtet und auch die Dachbalken befanden sich nun dort wo sie hin gehören. Weiterhin war die Aussichtsplattform fertiggestellt und auch die Dachschindeln befanden sich auf dem Dach des Kunigundenturms.

 

Die Einweihung des Kunigundenturms am 27. Juli 2014

Die Einweihung des Kunigundenturms fand am 27. Juli mit einem Gottesdienst, Festrednern und Festgästen statt. Auch das Wetter war ideal und die Stimmung auf dem Spielberg hervorragend. Den Festgottesdienst, begleitet vom Posaunenchor Kaubenheim - Berolzheim, hielt Pfarrer Otto Jagusch. Festredner waren der Bürgermeister der Stadt Bad Windsheim Bernhard Kisch, der stellvertretende Landrat Norbert Kirsch, die Kaiserin Kunigunde und Georg Rudolph vom Osingverein und natürlich Wilhelm Greifenstein vom Heimatverein Rüdisbronn. Einlagen in fränkischer Mundart kamen von Heinrich Stiegler aus Erkenbrechtshofen. Zum Essen gab es ein Weißwurst - Frühstück. Nachdem die offizielle Einweihung abgeschlossen war ging es noch einige Zeit mit gut gelaunten Gästen auf dem Spielberg weiter. Der Aussichtsturm ist nun eröffnet und freut sich auf hoffentlich viele Besucher die den Aufstieg wagen. Belohnt werden sie bei klaren Wetter durch die herrliche Fernsicht in die Windsheimer Bucht und die weitere Umgebung. Ein Fernglas dabei zu haben wäre natürlich von Vorteil.


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