Franken - Militärische Übungsplätze - Der Panzerturm


Militärische Übungsanlagen im Bad Windsheimer Umland
in der Zeit von 1935 bis 1945

Vor gut 80 Jahren wurden im damaligen Luftgaukommando XIII (Nürnberg) der Flugplatz und Luftpark in Illesheim, der Bombenabwurf-Übungsplatz Markt Nordheim, die Flak-Feuerstellung zwischen Krassolzheim und  Kottenheim und der Bordwaffen-Schießplatz bei Oberntief angelegt. Ein Bombenabwurf-Übungsplatz östlich von Ergersheim kam Mitte 1939 dazu. Die Einrichtungen gehörten zum Flugplatz Illesheim. Das genannte Luftgaukommando XIII unterstand dem Luftkreiskommando 5 (München), dem späteren Luftflottenkommando 3. Im Januar 1941 erfolgte die Zusammenlegung mit dem Luftgaukommando XII (Wiesbaden).
Der Bau des Flugplatzes und Luftparks Illesheim wurde erstmals am 2. März 1936 als "angelaufen" gemeldet und intensiviert (für zuvor gibt es keine Unterlagen). Am 1. Oktober 1936 erfolgte die Inbetriebnahme.
Von April 1937 bis Juni 1938 lag die III. Gruppe des Kampfgeschwaders 355 in Illesheim. Im November und Dezember 1938 kam die I. Gruppe des Jagdgeschwaders 143 und danach im Januar bis April 1939 die I. Gruppe des Zerstörergeschwaders 143. Im Mai bis August 1939 erneut ein Zerstörergeschwader und dann 1940 bis 1943 wieder Kampfgeschwader sowie ab März 1944 Jäger und Nachtjäger. In der Zeit vor 1939 gab es eine Flugzeugführer- und dann von 1941 bis 1942 eine  Luftkriegsschule die den Platz mitbenützten.
Der Flugplatz Giebelstadt wurde ebenfalls 1935/36 erbaut und im September 1936 in Betrieb genommen. Hier wurden übrigens 1944 erste Tests mit der Messerschmitt Me 262 (Düsenjäger) durchgeführt. Deshalb wurde die Landebahn verlängert. Bis Kriegsende war dieser Flugzeugtyp dort stationiert.
Angeflogen wurden alle nachstehend genannten Übungsanlagen von Flugzeugen aus Illesheim, Giebelstadt, Katterbach und Kitzingen.
Deren Geschichte zu erforschen und zu rekonstruieren war schwierig. Dies geschah aus verschiedenen Quellen. Auch in alte Original-Unterlagen Einsicht nehmen zu können, half entscheidend weiter. Ein großer Teil der Informationen wurde von der einheimischen Bevölkerung eingeholt und ist damit mündliche Überlieferung. Ein absoluter Anspruch auf Richtigkeit kann nicht garantiert werden. Die Erzählungen von den Vätern und Großvätern verblassen und werden "verwässert" durch Berichte anderer Personen. Selbst bei befragten Zeitzeugen, die als Kinder den Bau und den Betrieb miterlebten, gibt es bei Detailfragen kaum sichere Antworten. Überraschenderweise sind aber noch Schriftstücke und Gegenstände vorhanden, die manche Aussagen bestätigen.
Nachforschungen im Bundesarchiv in Freiburg haben nahezu keine Ergebnisse erbracht. Es muß festgehalten werden, daß dort nur 5% der Daten der Luftwaffe noch vorhanden sind.


Der Bombenabwurf-Übungsplatz bei Markt Nordheim mit "Panzerturm"


Im November 1937 wurde nach endgültiger Festlegung der Grenzen der Verkauf einer in der Mitte des Platzes liegenden Fläche von insgesamt 13,4536 ha von der Markt Nordheimer Waldgesellschaft- Domprobstei an das Deutsche Reich – Reichsfiskus – Luftfahrt  notariell beurkundet. Die Verkäufe des Fürstenhauses Schwarzenberg südlich mit 17,6644 ha und des Barons von Pöllnitz-Frankenberg nördlich mit 7,0995 ha erfolge zu gleichen Zeit Bereits am 18. Juni 1937 wurde es notwendig, für den Übungsplatz 36 Granit-Marksteine durch die zuständigen Siebner zu setzen.
Im April 1938 erfolgte der Verkauf einer weiteren Teilfläche von 1,3188 ha (Dreieck im Norden) durch Baron von Pöllnitz-Frankenberg mit notarieller Beurkundung. Darauf war inzwischen der Panzerturm errichtet worden (siehe unten). Hierfür wurden weitere sieben Marksteine gesetzt.
Die Gesamtfläche des Bombenabwurfplatzes beträgt 39,7635 ha. Ein Grenzgraben wurde zum Teil angelegt .

Die betroffenen Teilflächen von Domprobstei- und Schwarzenberger Wald lagen in der Gemarkung Markt Nordheim im damaligen Landkreis Scheinfeld, vom Frankenberger Wald dagegen in der Gemarkung "Schloß Frankenberg" (gehörte zur Gemeinde Geckenheim) im damaligen Landkreis Uffenheim. Nach Anlegung und vollständiger Zuteilung  an Markt Nordheim änderten sich auch die genannten Gemarkungs- und Landkreisgrenzen. Dies geschah erst im Jahr 1942 auf Antrag des Luftgaukommandos XII/XIII (Bereich Nürnberg). Die Verschmelzung aller vorgenannten Flächen für das Deutsche Reich fand unter Flurnummer 3144 1/4 der Gemarkung Markt Nordheim durch das Vermessungsamt Neustadt/Aisch statt.
Weit vor dem Termin beim Notar erfolgte im ersten Halbjahr 1937 eine vollständige Abholzung. Um dies zu beschleunigen, kamen auch Angehörige der Wehrmacht zum Einsatz, da die Zeit drängte.
Nach der Rodung wurde mit dem Errichten der Ziele im südlichen Teil begonnen. In der Mitte war ein aus Holz-Bohlen gezimmertes Viereck von 8 mal 8 Metern, das in vier gleich große Flächen von 4 mal 4 Metern aufgeteilt war. In etwa 50 Metern Entfernung standen nochmals vier quadratische Markierungen von 5 mal 5 Metern. Diese Konstruktionen waren vom Gelände etwas erhöht auf Stützen und wohl auch farblich hervorgehoben.
Alle Übungsbomben, die innerhalb der äußeren Markierungszeichen im schraffierten Bereich einschlugen waren Treffer die das innere gepunktete Feld trafen waren Volltreffer. In einiger Entfernung davon befand sich noch der Umriss eines Schiffes als Übungsziel.
Für einen ursprünglich im Norden des Abwurfplatzes erstellten ersten Beobachtungsturm aus Holz sind keinerlei Anhaltspunkte mehr zu finden.

Nach Fertigstellung des Platzes erging eine Bekanntmachung am 3. Juni 1937 der Fliegerhorst-Kommandantur Illesheim, gemeinsam mit den Bezirksämtern Scheinfeld und Uffenheim. Danach finden lt. Ziffer 1 bis auf weiteres, jede Woche von Montag 6:00 Uhr bis Freitag 18:00 Uhr, Bombenabwurf-Übungen statt und werden die Zufahrten durch Schranken gesperrt sowie das Gelände abseits der Wege durch Warntafeln im Abstand von etwa 200 m gekennzeichnet. Die Aufschrift auf den Schranken und Tafeln lautet:
“Grenze des Sperrgebietes für den Flieger-Übungsplatz. Betreten des Geländes an Übungstagen ist wegen der damit verbundenen Lebensgefahr streng verboten. Die Bekanntgabe der Übungstage erfolgt durch die Tageszeitungen".
Außerhalb der Sperrzeiten kann das Gelände betreten und befahren werden, jedoch nur insoweit es nicht dauernd gesperrt ist.
Dauernd nach Ziffer 2 gesperrt, also auch samstags und sonntags, ist das im inneren Ring (Grenzgraben) gelegene Gelände der eigentliche Fliegerübungsplatz. Dieser Bereich ist durch weitere Warntafeln gekennzeichnet mit der Aufschrift:
“Grenze des Fliegerübungsplatzes. Unbefugtes Betreten des Platzes ist wegen der damit verbundenen Lebensgefahr verboten und wird strafrechtlich verfolgt“.
Bereits im August 1937 wurde von Gendarmerie-Station Markt Nordheim mitgeteilt, dass sich 30 bis 40 Kinder im schulpflichtigen Alter im Bombenabwurfplatz tummelten.
Aus diesem Grunde wurde nochmals darauf hingewiesen, dass das Betreten des Platzes aus Sicherheitsgründen strengstens verboten ist. Da es sich bei den Abwürfen zwar nur um Übungsbomben handelt, sich in Blindgängern jedoch so viel Sprengpulver befindet, dass beim Hantieren damit doch großer Schaden entstehen kann. Daher wurden die Schulleitungen der umliegenden Gemeinden angewiesen, dies nochmals ausdrücklich den Schülern mitzuteilen.


Anmerkung:

Am 11. Mai 1939, ca. zwei Jahre nach Inbetriebnahme, wurde der Fliegerhorstkommandantur in Illesheim vom Kontrollkommando mitgeteilt, daß an sämtlichen Sperrbalken (13 Stück) die Vorhängeschlösser gewaltsam entfernt waren. Dies würde unnachsichtig zur Anzeige gebracht. In anderen Fällen waren die Schranken vorübergehend aus dem Boden gehoben, um die Zufahrt zum Wald zu ermöglichen, da die Absperrkommandos manchmal das Aufsperren zum Wochenende versäumt hatten.


Am 22. September 1937 ereignete sich ein schweres Unglück mit drei toten Soldaten.
Nach einem Bericht vom 23. September 1937 der Gendarmerie-Station Markt Nordheim ist festgehalten, dass eine Gruppe mit sechs Soldaten vom Fliegerhorst Giebelstadt den Auftrag hatte, die Einschläge vom Beobachtungsturm aus zu kontrollieren. Während des Werfens waren diese Personen auf genannter Anlage. Nachdem gegen 14:00 die Flugzeuge die Abwurfübungen beendet hatten, wurde der Turm von allen verlassen. Drei Soldaten begaben sich auf das eigentliche Abwurfgelände, um anscheinend Blindgänger zu suchen. An diesem Tag soll es davon etwa zwanzig  gegeben haben. Es wurde festgestellt, dass bei fünf Blindgängern die Zünder und Sprengkapseln fehlten. Weiter steht im Bericht des Bezirksamts Scheinfeld vom 25.09.1937:“Anscheinend hat sich beim unvorsichtigen Hantieren an den Blindgängern das Unglück ereignet“. Als Ursache wird Selbstverschulden angegeben. Bemerkung im Polizeibericht: „Wie sich das Unglück eigentlich ereignet hat, wird wohl ein Geheimnis bleiben“.
Bei diesem Unglück kamen zwei Soldaten, die völlig verstümmelt wurden, ums Leben. Ein Dritter starb auf dem Transport ins Krankenhaus nach Windsheim.
Die Toten wurden nach Freigabe durch die Gerichtskommission nach Illesheim gebracht.
Von einem Verwandten eines Verunglückten wurde mitgeteilt , dass die Überführung in die Heimatgemeinde durch einen mit zwei Mann besetzten LKW in einem verlöteten Zinksarg (Einsatz) erfolgte.

Die verunglückten Soldaten vom  III. Kampfgeschwader 355 - 8. Staffel Giebelstadt waren ledig und stammten aus Untergruppenbach im Landkreis Heilbronn - 17 Jahre, Dienstgrad Flieger , aus Burgstall im Landkreis Lichtenfels - 21 Jahre, Dienstgrad Gefreiter und aus Brunntal im Landkreis Tauberbischofsheim - 24 Jahre alt, Dienstgrad Flieger.


Für die Bauzeit des betonierten "Panzerturms“ auf der nördliche  Spitze, die nach dem Unglück noch im Oktober 1937 begann wurden die Übungsflüge unterbrochen. Es ist nicht völlig auszuschließen, dass hier ein Zusammenhang mit dem Baubeginn besteht.

Der geologische Untergrund (Schilfsandstein) war hier bestens geeignet für ein notwendiges tiefes Fundament. Sobald wie möglich begannen noch im Oktober 1937 die Aktivitäten zum Bau. Auch der Winter 1937/38 war mild, somit konnte der Bau zügig weiter gehen. Sämtliches Material, wie Sand, Kies, Zement und Baustahl für die Armierung usw. wurden mit LKW zum Ortsrand von Markt Nordheim angeliefert. Dies alles wurde weiter mit Fuhrwerken zum Waldrand (Kohlaplättla?) am "Breiten Weg" zu einem Zwischenlager bei einer Hütte transportiert. Es wird erzählt, daß sich auch Bauern aus weiter entfernt liegenden Ortschaften daran beteiligten, da dies ein lukrativer Zuverdienst war.
Das anschließende Gelände war unbefahrbar, weshalb für eine Feldbahn Schienen mit Metall-Schwellen verlegt werden mußten, was damals auch beim Autobahnbau üblich war. Die vorgefertigten Teile hatten eine Länge von circa 10 m und wurden jeweils aneinander geschraubt. Nach Fertigstellung  fuhren darauf Dieselloks längere Züge mit Rollwagen quer über den "Langen Grund" mit seinen Gräben, bis zur starken Steigung unterhalb des Bauplatzes. Neben Loren mit kippbaren Mulden für Schüttgut gab es auch solche mit flachen Ladebrücken z.B. für Baustahl, Schalungsteile, Baugeräte usw. (auch Wasserbehälter?).

Anmerkung:

Da für den Bau am Flugplatz in Illesheim Schienen einer Feldbahn der damaligen Firma Gips-Späth aus Windsheim verwendet wurden kommt der Gedanke auf, daß  Gleisanlagen teilweise auch von dieser Firma gewesen sein könnten.


Das steile Gelände wurde durch das Hochziehen von wenigen Wagen mit motorgetriebenen Seilwinden über Spitzkehren, d.h. mit Weichen die Richtung wechselnd, bewältigt. Aus einem Foto ist der Verlauf, mehrfach schräg ansteigend, zu sehen. Durch den jahrelangen Abwurf der Betonbomben ist davon nichts mehr erkennbar.
Nach Anspannung der Drahtseile wurde das Abheben der ersten Lore und damit Entgleisung durch Aufspringen von Personen des Bautrupps verhindert. Übrigens war auch das Ablassen der leeren Wagen möglich, womit das Seil nebst Haken für die nächste Fuhre wieder bereit stand. Die Feldbahn war teilweise mehrgleisig, um den Material-Nachschub vom  Zwischenlager am Laufen zu halten. Dies alles wurde mehrfach glaubhaft geschildert.
Berichte über eine angebliche Zahnradbahn können ausgeschlossen werden, da es für schmalspurige Feldbahnen keinesfalls Gleise mit Mittelschienen für die "Zähne" gab. Auch Aussagen über eine Seilbahn sind völlig unrealistisch und nur irrtümlich. Abgeleitet von den Zahnrädern und Seilen der Motorwinden waren diese Aussagen entstanden.
Die an der Baustelle stehende Mischanlage wurde ebenfalls mit einem Verbrennungsmotor angetrieben und bot gleichzeitig die Möglichkeit, über Seilzug einen Betonkübel bzw. -trichter zum Befüllen der Schalung nach oben zu ziehen.
Das Wassers kam aus Markt Nordheim, dessen Transport zum Bauplatz lässt sich nicht eindeutig klären. Es wird z.B. berichtet, daß es in Fässern bis zum Zwischenlager gebracht worden sei.
Um den Bau schnell fertig zu stellen, in der Jahreszeit mit wenig Tageslicht, wurde auch bei Dunkelheit unter Scheinwerfern gearbeitet (Notstromaggregat). Auch an Sonn- und Feiertagen gab es keine Pausen.
Die Motoren der eingesetzten Maschinen sprangen manchmal bei Kälte nicht an. Es wird berichtet dass Feuer geschürt wurden um sich selbst und den versulzten Diesel anzuwärmen. Der im Oktober 1937 begonnene Bau des Beobachtungsturmes fand bereits im Frühjahr (Januar) 1938 seinen Abschluss. Wobei der Innenausbau vermutlich noch nicht fertiggestellt war.

 

Beschreibung des "Panzerturms" mit Angabe der Maße:


Die Erbauung des Turmes erfolgte vollständig in Stahlbeton, das heißt in Schalungen und mit Baustahl gebundenen Armierungen.
Die angegebenen Maße sind teilweise gerundet und vereinzelt geschätzt:
Außendurchmesser 4,00 Meter, Innendurchmesser 2,60 m, Stärke der Wände 75 cm,
Außenumfang 12,80 m, Innenumfang 8,10 m, Turmhöhe 22,00 m.
Der größere, untere Teil des Turmes bis zum Umgang hatte ausschließlich die Funktion als Treppenhaus. Die Betonierung ist in vier Abschnitten erfolgt.
Noch heute kragen v i e r z e h n Rippen als Absätze bzw. Podeste, abwechselnd verteilt mit sieben auf der Ost- und Westseite, jeweils 70 cm (wegen Rundung) aus der Mauer, wodurch waagrechte   Abstände von 1,20 m dazwischen für den ca. 16,00 m hohen Schacht verbleiben. Zwölf Rippen haben eine Stärke von 20 cm, die dreizehnte im Osten, erreicht durch ihre Sandwich Bauart eine Gesamtstärke von ca.58 cm. Die senkrechten Abstände, unten beim Eingang und weiter zu jedem versetzt darüber stehenden Rippen-Absatz, betragen 1,10 m bis zum vorletzten Absatz. Der Abstand zum letzen Podest im Westen weicht davon ab.
Alle Abstände überbrückten früher ebenfalls vierzehn kleine Stiegen aus Holz
(75 cm breit). Diese waren von der bei Kriegsende schwer geschädigten Bevölkerung ausgebaut worden.
Nach dem Zugang vom eingeebneten Gelände durch eine oben halbrunde Türöffnung mit 2,00 m Höhe und 85 cm Breite (nach innen verengt um 10 cm) begann die erste Stiege auf das unterste Podest im Osten. Die letzte Stiege endete dagegen auf dem obersten Podest im Westen d.h. der Verlauf nach Osten war über die nördlichen Hälften und bei Richtungswechsel nach Westen über die südlichen Hälften der jeweils
2,30 m breiten Rippen- Podeste erfolgte.
Unter dem obersten Podest befindet sich eine bogenförmige (von West nach Ost) Verstärkung (von Süd nach Nord) mit einer mittleren Stärke von ca. 37 cm. Hier ist der Anfang  des oberen Teils des Turmes mit einer sehr aufwendigen Erstellung in Stahlbeton.
Nach der letzten Holz-Stiege beginnt unmittelbar rechter Hand an der letzten Podest-Kante eine Mauer, die kurz danach über eine Kurve in die Begleitung für n e u n betonierte Treppenstufen nach Osten (70 - 80 cm breit) übergeht. Beide verschmolzene Teile steigen freitragend schräg über eine starke bogenförmige Verstärkung bis zu einer Bodenplatte (ca.28 cm Stark) in ca. 2,00 m Höhe an. Gegenüber ist eine Anbindung an die nördliche Außenmauer.
Darüber wird der Beobachtungsstand als "Zentrum des Panzerturms" mit drei Aussichts- bzw. Kontrollöffnungen ("Ausguck") erreicht. Diese sind oben unmittelbar unterhalb der Dachabdeckung und verteilen sich in je eine im Osten und Westen mit 50 x 30 cm sowie eine größere im Süden mit 90 x 40 cm.
Der Raum wird im Norden ab dem Ende der Treppenstufen bis zum "Ausguck" im Westen von einer geraden Zwischenwand beschnitten und damit auch zum Stufenbereich hin abgegrenzt.
Bis zur Öffnung im Süden verbleibt damit nur noch ein Abstand von 1,70 m im Gegensatz zum normalen inneren Turm-Durchmesser von 2,60 m.
Die Decke des "Zentrums", ebenfalls in etwa 2,00 m Höhe, ist gleichzeitig die Unterseite des massiven voll in Beton gegossenen Dachaufbaus. Hierfür wurde die runde Außenmauer von 75 cm konisch nach innen und außen um jeweils 25 cm auf 1,25 m verbreitert. Die drei Aussichtsöffnungen bleiben dabei ausgespart.
Für den Dachaufbau mit einem Durchmesser von ca. 5,00 m kann eine genaue Höhe nicht ermittelt werden. Fest steht nur am größten Durchmesser eine Stärke von 60 cm. Eine Schätzung der in einer flachen Spitze endenden und bis dorthin sich verstärkenden Kegelform, bewegt sich bei 1,80 m.
Unter Vorbehalt ergibt sich somit eine Höhe von ca. 22,50 m für den "Panzerturm".
Zwischen unteren und oberen Teil des Turmes führt im Westen ein Türstock (von 1,75 m auf 2,00 m Höhe und von 60 cm auf 80 cm Breite geweitet) vom Turminneren auf den Umgang. Hier befand sich außen früher eine zweiflügelige Tür. Darüber ragt noch ein Betonteil eines ehemaligen Vordaches (Walmdachform) heraus.
Der Umgang ist voll in Beton mit Armierung an den "Panzerturm" angebunden. Der Boden hat eine Stärke von 20 cm sowie eine innere Breite von 85 cm, die Brüstung eine Höhe von einem Meter und eine Stärke von 10 cm, worüber noch ein 20 cm breiter und 8 cm hoher Rand aufgesetzt ist.
Heute ist an einigen Stellen der Boden bis auf die Armierungseisen auf- bzw. abgebrochen.
An der Südseite waren ursprünglich 56 Steigeisen mit eingegossen, über die man durch eine 60 x 70 cm große Luke (früher mit einem Eisendeckel verschließbar) ebenfalls von unten auf den Umgang gelangen konnte. Über von dort weiter hochführenden Steigeisen war vermutlich eine händische Justierung einer Vorrichtung Vorrichtung möglich. An der südlichen Unterkante des Daches befinden sich drei eiserne Ausleger, die ein gebogenes und durch Langlöcher verstellbares Metallteil halten, dessen Form auf eine mechanische
Winkelgrad
-Anzeige hindeutet, wie sie auch auf Bombenzielgeräten zu finden war.
An der Nordseite des Panzerturms sind sieben schmale, durch Schalung ausgesparte schlitzartige Öffnungen für Lichteinfall (12 cm breit, 90 cm hoch), die sich jeweils nach innen auf 20 und 30 cm trapezförmig erweitern. Die erste Öffnung ist an der Außenwand vom Sockel in einer Höhe von
1,45 m, die weiteren Abstände sind jeweils 1,35 m (von Oberkante zur Unterkante).
Die achte Öffnung befindet sich in Höhe der Treppenstufen im oberen Turmteil.
Vier Haken (ursprünglich sechs) für Telefon und Stromanschluß befinden sich noch an der Nordseite in Höhe der zweiten Lichteinfall-Öffnung.  Die Isolatoren sind abgeschlagen. Es waren hier  früher Steigeisen einbetoniert. Masten für Leitungen führten bis Markt Nordheim womit auch eine direkte Verbindung mit dem Fliegerhorst in Illesheim hergestellt war.

An der Ostseite  sind noch Reste eines Blitzableiters.
Die zu ebener Erde westlich nahe beim Turm, mit Seilzug bedienbar gewesene, Trefferanzeige mit der Metallachse ist noch in Teilen zu erkennen.

Zur Zeit der amerikanischen Besatzungsmacht war laut Schreiben vom 2. Juni 1947 das Bayerische Landesamt für Vermögensverwaltung und Wiedergutmachung  - Außenstelle Neustadt/Aisch - (Civilan Agency Head) für Kontrolle bzw. Verwaltung und damit u.a. zum Schutz vor Diebstählen zuständig. Bis heute ist Besitzer die Bundesrepublik Deutschland.
Im Laufe der Zeit wurde der Eingang zugemauert und wieder geöffnet. Von den 56 eingegossenen Steigeisen an der südlichen Außenseite, wurden 26 abgetrennt um Unfälle zu vermeiden.
Der „Panzerturm“ war früher aus vielen Kilometern Entfernung zu sehen. Inzwischen ist er von hohen Bäumen verdeckt und selbst von Ortskundigen schwer zu finden. Er steht etwa 100 m von einem befestigten Weg.
Vor wenigen Jahren ist Eintragung in die Liste der Baudenkmäler erfolgt (Denkmalschutz – D-5-75-146-27).

Hier noch ein kurzer Virtueller Rundgang im Panzerturm 2016 (ca. 70 MB)

Hier ein Video der große Rundgang im Panzerturm 2017 (ca. 220 MB)

Anmerkung:

Einen weiteren Beobachtungsturm gibt es auch auf dem ehemaligen Übungsplatz bei Sulzheim, Landkreis Schweinfurt. Dieser Turm ist nicht baugleich, nur ca. 11 m hoch und hat einen Durchmesser außen von ca. 3,80 m. Der Umlauf hatte keine Brüstung aus Beton sondern  vermutlich nur einen Handlauf. Baugleich ist das halbrunde Eisen über dem Ausguck zum Abwurfplatz. Der Zu- bzw. Aufgang im Turminneren entspricht dagegen der Bauweise des hiesigen „Panzerturmes“. Die Trefferanzeige daneben war baugleich. 

Auf dem früheren Bombenabwurfplatz Bollstedt nahe Mühlhausen /Thüringen ist ein weiterer Beobachtungsturm, allerdings ist dieser nur etwa sechs Meter hoch.
Auf diesem Platz waren ursprünglich drei Türme, wovon zwei gesprengt wurden.

Benützung des Bombenabwurf-Übungsplatzes


Nach Fertigstellung des "Panzerturms" 1938 wurden die Übungsflüge sofort wieder aufgenommen.
Vom Fliegerhorst Illesheim, Katterbach, Kitzingen und Giebelstadt  starteten die "Bomber", anfangs die He 111 und Do 17, später die Ju 87 (der legendäre Stuka) auch die Ju 88 sowie die Do 27 und nahmen Kurs auf das Übungsgelände nahe dem Hohenlandsberg.
Die Übungsflüge fanden nahezu alle bei Tageslicht statt. Vom 23. auf den 24. August 1939 war z..B. eine Nachtübung im Bombenwerfen angemeldet.
Vom 10. bis 12. Juli 1939 wurden Bombenabwurfübungen „aus großer Höhe“ auf den Übungsplätzen bei Markt Nordheim und bei Oberntief (Ergersheim) durchgeführt.
Ausgerüstet waren die Flugzeuge mit Betonbomben von 10 und 50 sowie 250 kg Nenngewicht:

10kg Nenngewicht - Länge 52 cm mit Leitwerk, ohne Spitze
                                     Durchmesser 8,5 cm Diese Bomben entwickelten keinen Rauch beim Aufschlag.

50kg Nenngewicht - Länge 1,10 m davon 40 cm für Leitwerk
                                     Durchmesser 20 cm

250kg Nenngewicht - Länge 1,70 m
                                     Durchmesser 37 cm

Es gab unterschiedliche Ausführungen bei den 50 und 250 kg Bomben:
Armierung eingegossener Baustahlkäfig
Armierung eingegossenem Metallrohr
Im Inneren der 50 kg Bomben waren mit Säuere gefüllten Glasampullen. Später wurden auch an diesen Kammern als Vertiefung wie bei den 250 kg Bomben angebracht. Darin befanden sich ebenfalls mit Säuere gefüllten Glasampullen. Diese zerbrachen beim Aufschlag und entwickelten gelben Rauch. Damit war von den Beobachtern eine Kontrolle bzw. Begutachtung möglich, die dann auf der vorgenannten Trefferanzeige dargestellt werden konnte. Eine farbliche Gestaltung ist anzunehmen.
Im Juli 1940 wurde ein Einbruch in den Panzerturm zu Anzeige gebracht. Es wurde das Vorhängeschloss an der Eingangstüre aufgebrochen und zwölf Handbeile sowie eine Axt entwendet. Auf den Beilen war das Kennzeichen „Illes.-Feu“ eingeätzt. Die Nachforschungen zu diesem Einbruch verliefen im Sande.
Bereits ab August 1941 wurden keine Bombenabwurfübungen für den Übungsplatz Markt Nordheim in den Unterlagen mehr gemeldet. Die unten genannten Fehlabwürfe endeten etwa zur gleichen Zeit. Ab diesem Zeitpunkt begann das Schießen der 2 cm Flak verstärkt in der Flakfeuerstellung zwischen Krassolzheim und Kottenheim. Während des Flakschießens konnten selbstverständlich keine Bomben geworfen werden, da der Abwurfplatz in dessen Sicherheitsbereich lag.
Hinzu kommt, dass zu dieser Zeit bereits der Bombenabwurfplatz Oberntief-Ergersheim voll beworfen wurde und der Russlandfeldzug begonnen hatte.

An Fehlwürfen von Betonbomben sind bekannt:


Am 2. September 1937 wurde zwischen der Ruine Hohenkottenheim und Herbolzheim eine Bombe abgeworfen, etwa 6 km vom Platz entfernt.
Mitte September 1937 wurde auf der Markung Weigenheim Abteilung „Herbolzheimer Straße“ eine Bombe abgeworfen.
Am 10. Februar 1938 wurde bei Krassolzheim eine Bombe abgeworfen, weitere drei auf freiem Feld etwa 3 km vom Platz entfernt.
Am 2. März 1938 wurde eine Bombe auf Markt Nordheimer Flur im sogenannten „Häslein“ abgeworfen, etwa 3 ½ km vom Platz entfernt.
Am 16. September 1938 wurde in Ipsheim ein Abwurf 100 m östlich von Rüdisbronn an der Ortsverbindungsstraße Rüdisbronn - Kaubenheim gemeldet.
Am 20. September 1938 wurde ein Abwurf auf die Gemeindeflur 700 m östlich von Herbolzheim an der Verbindungsstraße Herbolzheim - Humprechtsau gemeldet. Beim Aufschlag stieg Rauch auf. Das Flugzeug flog Richtung Bombenabwurfplatz Markt Nordheim weiter.
Am 3.November 1938 wurde ein Fehlwurf bei Uffenheim in der Gemeindeflur „Buch“ an die Fliegerhorstkommandantur in Illesheim gemeldet, worauf am 8.11.1938 durch ein Räumkommando Beseitigung erfolgte.
Am 14. November 1938 wurden zwei Bomben südlich des Platzes in den Wald geworfen etwa
1500 m entfernt.
Am 13. April 1939 wurde zwischen Markt Nordheim und Krautostheim, bei der sogenannten „Schäferei“ eine Bombe abgeworfen, etwa 5 km vom Platz entfernt.
Am 9. Juni 1939 wurde eine Bombe westlich von Markt Nordheim abgeworfen, etwa 1000 m vom Platz entfernt.
Am 10. Juli 1939 wurden drei Bomben östlich des Platzes abgeworfen, etwa 1000 m vom Platz entfernt.
Am 1. August 1939 wurden fünf Bomben, aus großer Höhe, abgeworfen, deren Einschlagstellen waren nordwestlich von Krassolzheim, etwa 1500 m vom Platz entfernt.
Am 21. August 1939 wurde eine Bombe bei Ezelheim abgeworfen. Die Abwurfstelle ist etwa 6 km vom Platz entfernt.
Am 17. April 1941 wurden zwei Bomben 600 m südlich von Marktbibart  abgeworfen. Die Einschlagstelle lag 200 m vom RAD Lager entfernt. Vom Platz aber etwa 10 km entfernt.
Bei vorgenannten Fehlwürfen waren keine Menschen- oder Sachschäden entstanden.
Zwei kritische Vorfälle wurden bekannt: Bei einem Fehlwurf bei Krassolzheim war ein Bauer kaum mehr als 4 m vom Einschlagsort entfernt und wurde mit Erde überschüttet. Bei einem weiteren Fehlwurf bei Markt Nordheim waren in etwa 40 m Entfernung Personen mit Arbeiten beschäftigt.

Flak-Feuerstellung zwischen Krassolzheim und Kottenheim


Der ürsprüngliche Standort befand sich östlich der Straße zwischen Krassolzheim und Kottenheim auf einer leichten Erhebung.
Da sich in Kitzingen eine Flakartillerie-Schule befand, wurde bis Mitte 1938 diese Feuerstellung zu Übungszwecken angelegt. Hier wurde unter anderem das Schießen auf von Flugzeugen (Ju We 34) gezogene zweifarbige Luftsäcke geübt.
Vorher wurde nach Ankündigung das gesamte Gelände großräumig gegen Westen abgesperrt und durch Posten und rote Fahnen gekennzeichnet. Für den 25. Juli 1938 wurde in der Tageszeitung und im Amtsblatt bekannt gegeben, daß ein Versuchsscharfschießen von 6 – 12 Uhr gegen Luftziele stattfindet und der gefährdete Raum gesperrt sei. Dies ist das erste Schießen aus dieser Flakstellung. Als weiteres Beispiel wurde am 11. August 1938 den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden mitgeteilt, daß die I. Abteilung des Flakregiments 28 in Kitzingen vom 16. bis 18. August und am 6. September 1938 jeweils von 9:00 bis 11:00 Übungsschießen durchführt und das Befahren des gefährdeten Raumes von 6:00 bis mittags 12:00 verboten sei. Einen Tag später erfolgte dieselbe Meldung für den 20. August 1938. Dies konnte natürlich nur geschehen wenn am nahen Bombenabwurfplatz Markt Nordheim  keine Betonbomben abgeworfen wurden. Ab 1942 kamen die Soldaten zum Betreiben der Feuerstellung aus Illesheim. Bis etwa 1940 befand sich neben der Straße eine offene Feuerstellung die bis dahin sehr sporadisch genutzt wurde und bei jedem Schießen die Geschütze herangegeführt werden mußten.
Ab Anfang 1942 fanden hier verstärkt Flakschießübungen von unterschiedlichen Einheiten statt. Ab diesem Zeitpunkt sind sogar zwei Flakstände genannt. Damit begann der Anfang vom Ende des Bombenabwurfplatzes Markt Nordheim, da er im Schussbereich lag.  Für die Schießstände und die Geschütze wurden Hallen und Unterstände errichtet, wegen dauerndem Schießbetrieb. Ob auch ein Beobachtungsturm aus Holz mit einer Plexiglas-Kanzel vorhanden war, wie erzählt wird, lässt sich nicht beweisen. Auf jeden Fall gab es im Laufe der Jahre unterschiedliche Schutzbauten bzw. Hallen am Schießplatz. Ab dieser Zeit wurden für die Unterkunft der Flaksoldaten Holzbaracken mit Feldküche beim Schloss Seehaus (jetziger Fußballplatz) errichtet.
Ab März/April 1942 wurde auf Antrag der Gemeinde Markt Nordheim der Schießplatz zwischen Krassolzheim und Kottenheim nach Westen über die Straße 200 m ins Gelände verlegt. In der ursprünglichen Planung war dieser Platz von Anfang an dort vorgesehen. Ursache des Einwandes  war die ständige Gefahrenquelle beim Überschießen der Ortsverbindungstraße, die den täglichen Milch-LKW und auch die Schüler zwang über Feldwege die Stellung östlich zu umgehen.
Im Juli 1942 wurde auch das Anzeigen der Schießzeiten vereinfacht, indem an einer Stange ein Korb hochgezogen wurde. Dies bedeutete, dass nach einer Stunde das Schießen begann und das eingegrenzte Gelände  verlassen werden musste. War der Korb nach unten gelassen war das Schießen  beendet und die Arbeit in der Sicherheitszone konnte fortgeführt werden.
Das letzte gemeldete Flakschießen war laut Unterlagen im Juni 1944. Danach begann auch im Frühjahr 1945 die Auflösung der Flakschule Kitzingen.
Von Problemen mit diesem Schießplatz wird im Mai 1941 berichtet, da die 2 cm Geschosse außerhalb der Gefahrengrenze des Sperrgebietes in einem Gehöft in Wüstphül einschlugen. Es wurden Ziegel vom Dach beschädigt und Einschläge in der Nähe festgestellt. Zusätzlich kamen aus Krassolzheim Beschwerden über Waldbrände, ausgelöst  durch das Flakschießen.

Der Schießplatz für Bordwaffen bei Oberntief


Im Jahre 1937 hatte die Luftwaffe im Oberntiefer Flurteil „Seewasen“ einen Schießplatz für Bordwaffen  errichtet. Der Grund gehörte der Gemeinde und mußte der Luftwaffe überlassen werden. Dieser lag nordwestlich von Oberntief, am Oberntiefer-Weiher.
Bis 1945 flogen deutsche Kampflugzeuge in niedriger Höhe von Osten her an. Ein sogenanntes „Sperrkreuz“ signalisierte je nach Stellung den anfliegenden Flugzeugbesatzungen einen freigegebenen oder gesperrten Schießplatz. Bei den Flugzeugen handelte es sich überwiegend um Jagdflugzeuge, die ebenfalls in Illesheim, Katterbach, Kitzingen und Giebelstadt stationiert waren.
An den Schießtagen waren Soldaten von Illesheim anwesend, um die Zielscheiben  aufzustellen, zu bedienen und wieder abzubauen bzw. als Schießbeobachter tätig zu werden. Ein großer Betonbunker war als Unterstand vorhanden, um die Treffer zu registrieren. Die Ziele konnten durch Drahtseile in einem Kabelgraben bewegt werden. Eine Baracke zur Aufbewahrung der Gerätschaften befand sich seitwärts.
Die Schießzeiten waren offensichtlich sehr unterschiedlich. Ursprünglich von Montag 6:00 Uhr - Freitag 18:00 Uhr. Das erste mal wurde in der Tageszeitung am 16. Juni 1937 auf die Sperrung des Fliegerübungsplatzes zu o.g. Schießzeiten hingewiesen. Im November 1942 erfolgte Ausdehnung aus militärischen Gründen auf alle Wochentage. Laut Bekanntmachung in der Zeitung vom 5. 4. 1943 war montags, dienstags und sonntags bis auf weiteres wegen Schießübungen am Oberntiefer Platz das Betreten der Waldungen in der Gräf und am Kehrenberg verboten. Im März 1944 gab es eine Beschwerde an die Fliegerhorstkommandantur in Illesheim, da die Bauern aus Herbolzheim, Ergersheim und Seenheim durch die andauernden Schießübungen ihr Holz nicht schlagen und abfahren konnten. Daraufhin erfolgte für Freitag und Samstag sowie regnerische und neblige Tage für diese Arbeiten eine Genehmigung.
Abgrenzung erfolgte durch entsprechende Hinweistafeln wie in Markt Nordheim.
Instruktionen über das Verhalten beim Auffinden von Blindgängern wurden ebenfalls erlassen.
Nach Kriegsende nutzten den Schießplatz Flugzeuge der Besatzungstruppen, da sich Amerika noch mit Japan im Kriegszustand befand. Diese feuerten ihre Bordwaffen ebenfalls auf die aufgestellten Ziele ab und behinderten die Bauern bei ihrer Arbeit. Danach wurde der Platz aufgelöst und alles abgebaut. Der Betonbunker leistete dabei großen "Widerstand".

Der Bombenabwurf-Übungsplatz bei Ergersheim


Der Bombenabwurfplatz östlich von Ergersheim wurde später als die anderen Übungsanlagen angelegt.(In den Akten wird er als Bombenabwurfplatz Oberntief bezeichnet). Die erste Nennung als Bombenabwurfplatz ist im Juli 1939 im Zusammenhang mit Abwurfübungen aus großer Höhe. Der im Eigentum der Gemeinde befindliche Platz wurde beschlagnahmt und hatte nach Abholzung eine fast rechteckige Form bis zum Kehrenberg. Abgrenzung durch Warnschilder und Sperrung der Zufahrten durch Schranken war erfolgt.
Im Süden, etwa einen Kilometer entfernt, befand sich der Beobachtungsstand (Holzbaracke) am höchsten Punkt des „Dachsberg“ mit freier und direkter Sicht  auf den Abwurfplatz im Norden. Zu dieser Einrichtung führte ein extra angelegter, von Wurzeln und Gebüsch befreiter Gehweg mit Stufen hinauf. Die Fahrzeuge zum Transport der Soldaten wurden an der Straße nach Oberntief geparkt. Zum und im Abwurfplatz selbst war auf einem Teilstück ein Knüppeldamm angelegt. Für die Quadrate der Zielmarkierungen wurde im Gegensatz zu den Holzbohlen in Markt Nordheim, Kalk auf dem Boden ausgebracht, wie diese auf einem Plan der Beobachtungsposten vorgesehen waren. Die abgeworfenen Beton-Bomben hatten ebenfalls, wie in Markt Nordheim, beim Aufschlag gelben Rauch aufsteigen lassen. Damit konnte aus der Ferne die Einschlagstelle erkannt werden.
Nach Kriegsende kam das Gebiet wieder zur Gemeinde Ergersheim. Es wurde einmal bei einem Umtrieb (normal alle 10 Jahre) vom Holzhacken ausgelassen.
Einschlagkrater sind noch erkennbar und  Beton-Übungsbomben sowie Teile von abgestürzten Flugzeugen zu finden.
Es wird berichtet, daß es hier relativ viele "Blindgänger" gab. (Säuere hat sich nicht in Rauch verwandelt)


Abstürze und Notlandungen Deutscher Flugzeuge:


a) Abstürze

Nr.1 mit drei Toten war im 16. Mai 1938, zum Ende des Seewasens gegen Westen, anfangs der Waldabteilung „Rote Leite“, Gemeinde Oberntief. Dieses Flugzeug kam vom Fliegerhorst Katterbach.
Die toten Flieger waren alle ledig und stammten aus Rieneck bei Gemünden am Main- 21 Jahre, aus Bochum- 25 Jahre und aus Thalmäßing ebenfalls 25 Jahre alt.
Nr.3 Am 20. Oktober 1941 stürzte eine Ju 88 in den südlichen Berghang beim Bombenübungsplatz Ergersheim. Die aus Katterbach stammende Maschine war total zertrümmert und ausgebrannt. Die vierköpfigen Besatzung lag tot unter den Trümmern. Der Absturz löste kleinere Brandherde aus. Diese wurden von der Fliegerhorstfeuerwehr Illesheim gelöscht.
Nr.4 Am 19. April 1943 stürzte eine Ju 88, am Bach, Abteilung „Tiefer Hut“ ab. Die Maschine stammte ebenfalls aus Katterbach und hatte bei Ergersheim Abwurfübungen durchgeführt. Nachdem sie im Sturzflug ihre Bomben abgeworfen hatte, kam sie nicht mehr hoch und stürzte nahezu senkrecht ab. Die vier Besatzungsmitglieder fanden durch den Aufprall den Tod. Die Maschine wurde total zertrümmert und die Teile im Umkreis von 300 – 400 m in den Wald geschleudert was wiederum einige kleinere Brandherde erzeugte die durch die umliegenden Feuerwehren gelöscht werden konnten. Die Leichen und Leichenteile der Besatzung wurden in den Fallschirmen eingewickelt und nach Illesheim transportiert. Einige Tage später fand der Holzförster von Ergersheim im Wald noch weitere Körperteile der Verunglückten.
Nr.5 (außerhalb der Karte) Im Jahr 1940 ein Jagdflugzeug Me 109 in der Nähe des Bombenabwurfplatzes Ergersheim, das vom Schießplatz in Oberntief kam. Der Absturz war in der Ergersheimer Gemarkung. Von diesem Flugzeug wurde der Motor durch ein Ergersheimer Pferdegespann aus der feuchten Wiese gezogen.

b) Notlandungen

Eine Notlandung 1938 einer Ju 52, am Hochflutgraben Westsüdwest Wiebelsheim. Eine Notlandung am 7.März 1940 ist dokumentiert. Eine Do 17 ging etwa 2 km westlich Uffenheim nieder Bauchlandung nach Motorausfall rechts. Die Besatzung war unverletzt. Der Übungszweck des Fluges war Schießen aus der Luft auf Scheiben bei Oberntief.
Sobald eine Maschine abgestürzt bzw. eine Notlandung war wurde der Unglücksplatz zur Militärischen Sperrzone erklärt und abgesperrt. Nachdem die oft tödlich verunglückten Besatzungsmitglieder geborgen waren, wurden die Flugzeugtrümmer beseitigt. Dies geschah immer von Illesheim aus, denn hier gab es Bergungskommandos. Danach war das Gelände wieder normal zugänglich.

Anmerkung:

Auch außerhalb der bekannten Schießplätze wurden Schießübungen durch die Wehrmacht abgehalten, die nicht im Zusammenhang mit dem Fliegerhorst in Illesheim standen. Bereits im Sommer 1938 wurde durch das Luftgaukommando XIII Nürnberg ein Geländeschießen beantragt, aber wegen der anstehenden Ernte verschoben. Am  5.12.1940  fand ein Schießen statt, wozu auch ein Geländeplan vorliegt. Die Feuerstellung der Flakbatterie befand sich etwa am heutigen Zugang zur Gräf beim Informationspavillon, die Schußrichtung NW über die Gräf hinweg. Der Termin wurde extra so spät gelegt, um keine landwirtschaftlichen Arbeiten zu behindern.

Wegen gesonderter Flakschießübungen, außerhalb des Oberntiefer Schießplatzes, war das Betreten der Waldungen in der Gräf und am Kehrenberg 1943 montags, dienstags und sonntags verboten. Dies wurde durch die Presse bekannt gegeben.
Im Januar 1941 wurde von der Schweren Artillerieabteilung IV/188 ein Scharfschießen von der Gemarkung Ippesheim Richtung Hohenlandsberg im offenen Gelände durchgeführt. Dies wurde mehrmals auch im Amtsblatt des Landkreises Uffenheim angekündigt. Posten sperrten die Zugangswege in die Schußrichtung ab.

Anmerkung:

Auf einem Bild sind die Trümmer vom Absturz eines  englischen Flugzeugs am 24.8.1943 bei  Ingolstadt dokumentiert. Laut persönlichen Berichten war ein kanadischer Flieger der RCAF, gefangen genommen worden und kurzzeitig im Schulhaus in  Ingolstadt bis zur Abholung in ein Gefangenenlager unter Bewachung untergebracht. Zwei Mitglieder der Besatzung kamen beim Absturz ums Leben und wurden in Ingolstadt begraben. Im Juni 1948 wurden sie umgebettet.


Schlußbemerkung:

Eine sehr treffende Aussage stammt aus einer Befragung: „Wissen und Meinen ist ein großer Unterschied, da alle Erinnerungen und Erzählungen subjektiv sind“.

Nachgeforscht und zusammengestellt durch Manfred Gößwein vom August 2015 bis Februar 2017,
aus Unterlagen, Bildern und Gesprächen von und mit:
Militärarchiv Freiburg, Staatsarchiv Nürnberg, Wilhelm Eberlein, Hans Fähnlein, Frieda Felbinger, Eduard Fertinger, Leonhard Geuder †, Oswald Mahlein †, Gerhard Reiner, Fritz Schmidt †, Heinrich Schneider, Martin Stern und Fritz Vicedom.


Anmerkung:

Für das Jahr 2018 war der Abbruch des Panzerturms im Auftrag der Bundesimmobilienverwaltung vorgesehen. Durch eine Informationsveranstaltung im März 2018 in Weigenheim und eine starke Unterstützung durch die Presse konnte bis jetzt das Schlimmste verhindert werden. Die Veranstaltung wurde von den Bürgermeistern der angrenzenden Gemeinden mit unterstützt. Zusätzlich waren auch Politiker aus der Kreispolitik eingeladen, diese erschienen aber nicht. Durch den Protest der Bevölkerung und Schreiben an Politiker aus der Umgebung wurden auch diese auf die Situation aufmerksam und sprachen sich ebenfalls für den Erhalt des Panzerturms aus.


Nachtrag:

Im Jahre 2018 wurde durch die Bundesimmobilienverwaltung eine Tür an den Panzerturm angebracht, um ihn vor Besuchern die das innere interessiert zu schützen. Im Jahre 2019 wurde dann der Denkmalgeschützte Turm durch eine Absperrkette vor Interessierten Besuchern geschützt. Der Turm selbst, wurde mit sinnlosen Warnschildern verschandelt. Soviel zum Denkmalschutz an Gebäuden!

Update:

Bauplatz Panzerturm! Nein, nicht um den Panzerturm zu erhalten wird hier gebaut, sondern um eine Einzäunung geht es. Mit dieser soll der Bevölkerung der Zugang zum Panzerturm weiter Erschwert oder Verwehrt werden. Der sich 2019 im Bau befindliche Zaun steht in keinem Verhältnis zu den betriebenen Aufwand. Durch die Türe ist der Zugang zum Turm ja bereits verwehrt. Dies alles erfolgt unter dem Denkmantel zur Verhinderung von Unfällen durch herabfallende Betonbrocken für die Besucher. Die Fläche um den Panzerturm ist bereits gerodet und auch die gerodeten Wege sind zu erkennen. Wie aus einem Bericht der Fränkischen Landeszeitung vom 29.10.2019 hervorgeht, sind laut Bundesimmobilienverwaltung in Reußenberg, Investitionen in den Turm nicht geplant und auch langfristig ist an keine Sanierung gedacht, er wird also gezielt unter staatlicher Aufsicht verfallen lassen. Dafür wurden aber jetzt, unter großen Aufwand, Wege durch das ehemalige Abwurfgelände gebaut um den Baumaschinen und Fahrzeugen den Zugang zum Turm zu ermöglichen. Zum jetzigen Zeitpunkt erwecken diese Wege den Eindruck einer Fehlplanung. Bis jetzt wurden sie nicht benutzt. Die letzten Meter des Weges sind vermutlich zu steil für Fahrzeuge. Selbst beim Bau des Turmes wurden hier Motorwinden eingesetzt. Das Material für den Zaunbau scheint bisher über einen Trampelpfad zum Turm gebracht worden zu sein. Dieser Pfad diente bisher ausschließlich als Zugang zum Panzerturm und führt über privates Gelände. Vergessen wird hier aber, daß laut Denkmalschutz-Gesetz der Besitzer eines Denkmals die Verpflichtung hat dieses zu pflegen, was hier ja nicht der Fall ist. Hier wird viel Geld für einen Zaunbau und die sinnlosen Wege verbrannt, anstatt es sinnvoll zur Sanierung des Denkmalgeschützten Turmes zu verwenden.
Der Höhepunkt der ganzen Bauarbeiten ist die Zerstörung der unter Denkmalschutz stehenden Trefferanzeige. Es wurden einfach drei Betonklötze herausgerissen und dies bestimmt nicht ohne Absicht. Dies ist für mich Denkmalfrevel und gehört bestraft. Zusätzlich wurde einer der zwei Seilführungsblöcke herausgerissen und dies mit Absicht. Diese Blöcke dienten der Seilführung zum Panzerturm für die Trefferanzeige. Der herausgerissene Block wurde bisher nicht wieder eingesetzt weil die ganze Sache unter den Tisch gekehrt wurde. Nach dem Motto: "Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus".
Der Zaun wurde im Dezember 2019 Fertiggestellt, es fehlt nur noch der Bandstacheldraht und die Schilder "Vorsicht Schußwaffengebrauch". Für mich entsteht besonders an diesem Objekt der Eindruck, daß Denkmalschutz bei Staatlichen und Kommunalen Denkmälern sehr unterschiedlich gegenüber Privat gehandhabt wird.


Weitere Bilder unter Foto Archive - Panzerturm

Letzte Änderung 29.Januar 2024

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