Bad Windsheim - Der Weinturm

Der Weinturm auf dem Weinberghügel kann auf eine knapp 600-jährige, sehr unruhige Geschichte zurückblicken.
Noch 1490 wird der Weinberghügel als Mahlstatt, also Gerichtsstätte bezeichnet. Hier wurden unter freiem Himmel Gesetze beraten und Streitigkeiten entschieden.

Bei diesen einzigen in Mittelfranken erhaltenen Wartturm dieser Art, einem Relikt aus Reichsstädtischer Zeit, befindet sich das Mauerwerk momentan noch in der Restaurierungsphase!


Seit nun knapp 600 Jahren steht nahezu durchgehend auf dem Weinberghügel, mit und ohne Graben, in erhabener Stellung, ein Wartturm der diesen Hügel seinen jetzigen Namen gibt, „Weinturmhügel“ oder der „Weinturm“!
Allerdings war dieser Turm von Herbst 2014 bis 2020 von einem Bauzaun als Absperrung umgeben, da sich im Fachwerkgemäuer ein großer Riss befand und auch sonst machte der Turm, vom Mauerwerk her, keinen vertrauenswürdigen Eindruck. Das Dach und das Gebälk wurde 2020 endlich Instand gesetzt und der Bauzaun entfernt, damit ruhten bis 2022 die Bauarbeiten.
Die Sanierung begann erst unter dem neuen Bürgermeister Heckel. Das Interesse am Weinturm ist gestiegen seit ein Windsheimer als Bürgermeister der Rathauschef ist. Ein nahezu neues Team im Bauamt hat scheinbar auch dazu beigetragen. Der abgewählte Bürgermeister Kisch war innerhalb seiner 6 jährigen Amtszeit nicht in der Lage mit der Renovierung zu beginnen.
Leider war die 2020 begonnene Renovierung, auch unter dem neuen Bürgermeister, wieder bei einen Nullpunkt angelangt, am Zustand des desaströsen Fachwerk und Mauerwerks hatte sich nichts weiter getan.
Es geschehen Zeichen und Wunder, die Renovierung des Weinturms macht 2022 weitere große Fortschritte. Der große Riss im oberen verdeckten Fachwerkteil des Turmes ist Geschichte! (siehe Bilder) Das Fachwerk wurde leider nicht freigelegt, sondern wieder schnell unter Putz versteckt. Das untere, bisher sehr schlechte Mauerwerk, wird von außen sehr liebevoll Renoviert. Die Renovierungsarbeiten sind bereits sehr gut vorangeschritten aber hier stellt sich die nächste Frage, wie geht es im Inneren des Turmes weiter? Hier ist der Zustand genau so schlecht wie er außen gewesen ist.
Einen Vorteil hatten die Instandsetzungsarbeiten, der Turm wurde vermasst und ein dendrochronologisches Gutachten gibt Auskunft über das Alter des Dachstuhls. Dankenswerterweise erhielt ich diese Daten vom Stadtbauamt!
Somit steht fest, der Turm hat eine Gesamthöhe von 13 Meter, inklusive Knopf, die Traufhöhe beträgt 6,50 m und die Höhe des Mauerwerks vom Boden 3,60 m, dies entspricht, großzügig gerechnet, der vorgeschrieben Höhe aus dem Harrasischen Vertrag von 10 Werkschuh.
Das dendrochronologische Gutachten sagt aus, dass das für den Dachstuhl verwendete Eichenholz 1670 und das verwendete Fichtenholz 1673 geschlagen wurde. Dies wiederum passt zur Historie, die sagt, dass der Dachstuhl, bzw. der Turm 1674 wieder aufgebaut wurde.

In der Windsheimer Zeitung lesen wir auszugsweise aus Stadtrat- und Bauausschusssitzungen z.B. im Jahre
1949 "Stadtrat Krafft stellte den Antrag, den Weinturm, der als Wahrzeichens Windsheims gilt, auszubessern, um ihn vor dem Verfall zu schützen. Besonders das Gebälk und das Ziegeldach bedarf der Instandsetzung. Der Stadtrat, einig in der Auffassung, daß dieses Landschaftsdenkmal erhalten werden muß, beauftragte das Stadtbauamt mit der Durchführung der Reparaturen."
1968 "Da die Instandsetzung des alten Weinturmes dringend notwendig ist, ist der Ausschuss geneigt, einer Vermietung zuzustimmen. Stadtbaumeister Tiller wird beauftragt, in Zusammenarbeit mit Oberstudienrat Rauh einen Plan vorzulegen wie der Weinturm gestaltet werden soll."
1974 "Zu einer weiteren Ortsbesichtigung begab sich der Ausschuss auf das Plateau des Weinturmgeländes, um erforderliche Maßnahmen zu Erhaltung des „Weinturms“ zu treffen. Dabei vertrat die Mehrheit der Ausschussmitglieder die Meinung, daß der Turm unter allen Umständen wegen seines festen Bestandteils zur Geschichte der Stadt Bad Windsheim in seiner Beschaffenheit erhalten bleiben müsse."
Soweit der bekannte Stand der Dinge!

Der geschichtliche Rückblick lässt uns wissen: Bereits 1428 ließ der Rat der Stadt Windsheim einen hölzernen Wartturm (Weinturm) auf dem Weinberghügel errichten. In der Chronik Windsheims ist folgendes vermerkt: „1428 ist der Warthturm auff dem Weinberg, diesmals erstlich nur von Holzwerck (Balken) auff gerichtet worden unter Herrn Oberrichter Erckinger von Sainsheimb - Schwarzenberg.
1428 ist der Wartturm auf dem Weinberghügel erstmalig nur aus Holz (Holzbalken) errichtet worden unter Herrn Oberrichter Erckinger von Seinsheim - Schwarzenberg.
Gleichzeitig wurden in der Gemarkung einige Landwehren geschaffen. Diese befanden sich an der Westheimer Brücke, auf dem Detfurt (heute Täffert genannt), an der Rannach und auf dem Galgenbuck. Alle diese Befestigungen waren immer mit mehreren Personen besetzt um bei Unregelmäßigkeiten in ihrem Sichtbereich Meldung an die Obrigkeit in der Stadt erstatten zu können.
Dieser Wartturm wurde ursprünglich zu Schutz der Weinberge und der außerhalb der Stadtmauern arbeitenden Bevölkerung errichtet. Man darf nicht vergessen, zur damaliger Zeit war Wein ein wichtiges Wirtschaftsgut, die Stadt erlies damals für die Herbst-Weinlese sogar eine eigene Ordnung. Ebenfalls fanden in dieser Zeit die Hussitenkriege (1419-1436) statt. Der Anfang dieser Kriege begann im Königreich Böhmen
Gleichzeitig ermöglichte der Turm aber auch den weiten Blick in den Oberen Aischgrund und auf die alte Straßenführung Nürnberg, Markt Erlbach, Windsheim, Wiebelsheim. Diese verband Nürnberg mit den Städten am Main und am Neckar.
Als der Wartturm aber 1489 als Steinturm, mit Zweischaligen Mauerwerk und Gräben errichtet wurde, protestierte der Markgraf von Brandenburg und lässt den Turm 1490 mit Gewalt abbrechen und die Gräben einebnen.
1490 ist in der Windsheimer Chronik folgendes zu finden : „Wein- oder Wartthurm Historia
Am Abend Martini lies Marggraff Friderich zu Onolzbach, den Warthurm auffm Weinberg mit heres gewalt nieder werffen, davon ist nachfolgende summarische Erzehlung, wie es damit hergangen vorhanden: Vor Jahren hero und 1428 ist gestanden ein Hülzerne Warth auff dem Weinberg aber anno 1489 im Sommer, lies ein E.E. Rath einen ziemblich steinernen Wartthurm auff dem Weinberg bauen mit einen Gezimmer oben darein dann niemand kein einred thete, auch sagten die hochgelerten, das ein Rath diesen Bau zur befriedigung ihrer Bürger in der Veld Arbeit auf des Reichs Boden mit fueg und recht gethan het, da aber ein Rath sonsten in ungnaden den Marggraffen kamm von des Landgerichts wegen, weil davon appelliert ward, wie hievon sonsten mehr zu vernemen ist, suchte Marggraff Friderich, in abweßen seines Bruders Marggraff Sigmunds wegen sich gegen der Statt zu nehemen, und am Montag nach St. Michels Tag Ao: 1490 schickte er einen Rath eine Schrifft sie solten den Warthurm davon brechen und etliche Landwehren einziehen dann es wenn ein reumung geschehe das nicht, müßte Er dargegen handeln solches abzubringen, darauff ein Rath sein Pottschafft fertiget gen Onolzbach seine gnad ursach und herkommen des Thurms, und Gräben zu berichten und zu pitten darinen nicht misfallen zu haben, wolt sein gnad die Pottschafft Selbst nicht hören aber sie würden gehört durch die Räthe, da begerten die Räthe, das vorbringen schrifftlich zu thun, da schrieb ain Rath Marggraff Fridriechen, die meinung zue, baten darauf antwort, der gab noch keine.
Also am Mittwochen St. Martinis abend, des obberührten Jahres, in der Nacht früe vor Tags, schickte Marggraff Friderich bey 400 pferden auch etlich Fußknecht und Wägen, mit Haupt Büchsen auff den Weinberg, den Warthurm abzubrechen, und des Morgen als man das Garaus schlug, thaten Sie den ersten Schus an den Thurm, das alles ein Rath weder gewarnett, noch besorgt was, als man das Seethor aufmacht, findet man einen Verkündbrieff, von Marggraff Friderichen ausgangen, an ein Rath, lautend: auff meinung, Er hete verordnet sein Volck den Thurm zu zerbrechen, und die Landstraßen zu öffnen, darbey war auch ein Bewahrungsbrieff (seine Rechte wahren) der Hauptleut, die waren Herr Georg von Velberg Marschalck, Niclas von Schirndingen, und Paulus von Absperg alle drey Ritter.
Item Sie schoßen, brachen, bölzten, den Thurm, branten Ihne, trieben es damit an, bis eine halbe Stund gen Nacht, da fiel der Thurm. Item es waren etliche Hakenbüchsen, Armbrust und eine gute Thüre auff den Thurm, und die würden eines theils verzogen auch etliche Hasengarn, item Sie würffen den Thurm in die Weingärten am Weinberg, zertratten die Weinberg, verbranten die Pfäl dabey, und auff die Nacht zugen sie wieder von dannen. Man schos eindeßen nichts aus der Statt, man leutet den Tag keine Glocken, noch schlug keine Uhr. Item zur früe ward ein Rath rätig, schickt zwey ihrer Rathsfreund hinaus, in meinung, wo Marggraff Friderich im Veld war, Seine gnad untertheniglich zu pitten, Seines Vornehmens abzustehen, aber es war Sein Gnad nicht entgegen, da Sie hinaus kamen, schickten sie den Heübtleuten zue, umb Sicherheit, da wolt man Sie nicht sehen, oder hören, da schrieb ein Rath den Haubtleüten, erbot die ihren und das ihre auch dan thuen zue recht, auff den Kaißer, auff den Röm. König, auff alle Fürsten im Reiche die sie möchten erreichen, und auf den Bund zu Schwaben, geweigert, und ungeweigert, da wolten die Haubtleüt den Brieff nicht annemen, sondern sagten sie wollten ihren Befelch ausrichten. Nachfolgents war ein Rath räthig und schickten einen ihrer Mitrathsfreund, Paul Engel gehn Linz zu Kaißer Friderichen, und Ein Ehrenw. Rath der Statt Nürnberg gab ihnen zu ihren Rathsfreund Wolff Stromern und beklagte sich des Warthurms und Landgericht halben von Marggraffen Friderichen, und lagen bey eine viertel Jahr an den Kaißerlichen Hoff, und da der Kaißer die Klagen höret, hete er kein gefallen daran, gebot darauff den Marggraffen ernstlich, die von Windsheim unverhindert zu laßen, am Bau des Warthurms, und gebot dem Rath bey seiner Pflicht den Warthurm wieder zu bauen. Aber nach dem ein Rath solchen Brieff bey seinen Händen het, wurden den Marggraffen seine brieff nicht überantworttet, und sind solche Brieff datiert gewesen Linz 11. Januar 1491.Darnach ward die Sach zwischen Marggraff Friderich, und der Statt von Herrn Dietrich von Harras Ritter bericht und vortragen das ein Rath den Warthurm wieder möchte bauen, Imaßen der Thurm die höhe am Gemäuer jetzt hat, und wie der Richtungsbrieff solches ausweißet“

Die Wein- oder Wartturm-Geschichte:
Am Abend Martini (11. November) lies Markgraf Friederich zu Ansbach den Wartturm mit militärischer Gewalt zerstören, davon ist folgende Erzählung wie es sich damals zugetragen hat vorhanden.
Seit 1428 ist auf dem Weinberg ein hölzerner Wartturm gestanden.
1489 im Sommer ließ ein Ehrsamer Rat einen ziemlich steinernen Turm auf dem Weinberg bauen mit einem Stock aus Fachwerk oben darauf. Damit niemand Widerspruch dagegen einlegen könne wurden gelehrte Leute kontaktiert, diese bestätigten, dass der Rat diesen Turm zum Schutz seiner Bürger bei der Feldarbeit auf dem Reichsboden erbaut hat und richtig handelte. Dies geschah zur Rechtssicherheit, um bei den Markgrafen nicht in Ungnade zu fallen und vor das Landgericht zu kommen, weil davor gewarnt worden war. Wie hiervon mehr zu vernehmen war, suchte Markgraf Friedrich in Abwesenheit seines Bruders Markgraf Siegmund was man gegen die Reichsstadt unternehmen könne. Am Montag nach Michaelis anno 1490 schickte er den Rat ein Schreiben, er solle den Wartturm abbrechen und etliche Landwehren einziehen. Sollte solches nicht geschehen müsse er handeln und seine Forderungen durchsetzen. Aufgrund dieses Briefs schickte der Rat eine mündliche Botschaft nach Ansbach um nicht das Missfallen des Markgrafen zu erregen und zu erklären was der Grund für den Bau dieses Wartturms und die Gräben darum herum sei. Der Markgraf wollte die Botschaft selbst nicht hören und gab sie an seine Räte weiter die sie anhörten. Die Räte des Markgrafen forderten die Botschaft schriftlich zu senden, da schrieb ein Rat seine Meinung zu dem Turm an Markgraf Friedrich und baten um Antwort, doch der gab keine.
Am Mittwoch des St. Martinstag, abends, des gleichen Jahres, zum Donnerstag in der frühe, schickte Markgraf Friedrich 400 Soldaten zu Pferd und etliche Soldaten zu Fuß mit Wägen und mit Hauptbüchsen (Schwere Gewehre) auf den Weinberg um den Wartturm abzubrechen. Am Morgen als man den Garaus schlug fiel der erste Schuss am Turm. Darüber war der Rat weder gewarnt noch benachrichtigt worden.  Als man Seetor öffnet fand man einen Verkündbrief vom Markgrafen Friedrich an den Rat lautend: er hätte angeordnet, dass sein Kriegsvolk den Turm abbrechen und die Landstraße öffnen soll, dabei war auch ein Bewahrungsbrief (in dem er seine Rechte wahrte) der Hauptleute, die da waren Herr Georg von Velberg, Marschall, Niclas von Schirndingen und Paulus von Absperg, alle drei Ritter.
Gleichzeitig wurde früh eine Ratssitzung abgehalten und der Rat schickte zwei seiner Mitglieder hinaus, in der Meinung, Markgraf  Friedrich sei bei seinen Truppen dabei um ihn zu Bitten von seinen Vorhaben Abstand zu nehmen. Der Markgraf war aber nicht anwesend. Also ging man zu den Hauptleuten, die aber wollten die Räte nicht sehen und auch nicht hören. Daraufhin schrieb der Rat an die Hauptleute um seine Sache zu rechtfertigen. Die Hauptleute wollten aber das Schreiben nicht annehmen und wollten ihre Befehle ausführen.
Da sie gleichzeitig schossen, brachen und den Turm anzündeten trieben sie die Zerstörung voran. Eine halbe Stunde vor Anbruch der Nacht fiel der Turm. Der Turm war durch eine starke Tür gesichert. Hinter dieser befanden sich etliche Hakenbüchsen und Armbrüste, auch etliche Hasengarne,  die mitgenommen wurden. Sie warfen den Turm in die Weingärten am Weinberg, zertraten die Weinberge und verbrannten Pfähle dabei und zur Nacht zogen sie wieder ab.
Man schoss indessen nicht aus der Stadt, auch keine Glocke wurde diesen Tag geläutet und auch keine Uhr schlug.
Danach beriet ein Rat und schickte ein Ratsmitglied, Paul Engel, nach Linz zu Kaiser Friedrich. Ein Ehrenwerter Rat der Stadt Nürnberg gab Wolff Stromer, ebenfalls ein Ratsmitglied,  mit auf die Reise. Sie beklagten sich wegen des Wartturms und des Landgerichts halben über Markgraf Friedrich und warteten ein viertel Jahr am Kaiserlichen Hof. Als der Kaiser die Klagen hörte hatte er keinen Gefallen daran und befahl darauf den Markgrafen die von Windsheim nicht am Bau des Wartturms zu hindern und befahl dem Rat den Wartturm wieder aufzubauen. Nachdem ein Rat einen solchen Brief in seinen Händen hatte wurde aber der Brief an den Markgrafen nicht überbracht. Diese Briefe waren datiert: Linz, Januar 1491.
Keyser Fridrichs Schreiben den 11. January 1491 (Abschrift o.g. Briefes durch Pastorius)
"Wir Fridrich von Gottes gnaden Römischer Keyser zu allen Zeiten mehrer des Reichs zu Hungern, Dalmatien, Croatien, König, Hertzog zu Österreich zu Steyr p.p. Entbieten unsern und des Reichs lieben getreuen Bergermeister und Rath der statt Windsheim unser gnad und alles guts, liebe getreue, wir empfehlen Euch von Römisch Keyserliche macht bey vermeidung unser und des Reichs schweren Ungnad und Straff ernstlich gebietend, daß sie die Wartthurm und graben, so durch weyland Eure Vorforderen zu befriedung der jetzt genannten statt Windsheim in unser und des heiligen Reichs und derselben statt grund und boden auffgericht, und nochmahls durch Euch mit einem steinernen Wartthurm erneuert und gebeßert worden, und in kurz verschinen Tagen durch den hochgeborenen Fridrichen Marggraffen zu Brandenburg unsern lieben Oheim und fürsten und die seinen aus aigenen gewalt und frevel Nidergelegt eingezogen und verricht sein, fürterlich widerumb erhöl[h]et, auffrichten und bauen laßet, und die zu Unsern des heiligen Reichs und der gemelten Statt notthurft, wie sich gebühret für stehet, und darinne mit verzihet, dadurch Uns und dem heiligen Reich nit schad darauß entstehe, als ihr zuthun schuldig seit daran thut ihr unsere ernstliche meinung.
Geben zu Lintz am 11. Tag Monaths Jannuary nach unsers Herren Christi seelig machende Geburth 1491 unsers Keyserthumbs im 39. Jahr"

Wir Friedrich von Gottes Gnaden Römischer Kaiser zu allen Zeiten Mehrer des Reiches zu Ungarn, Dalmatien, Kroatien, König, Herzog zu Österreich, zu Steyr pp. (und so weiter) Entbieten unseren und des Reichs lieben getreuen Bürgermeister und Rat der Stadt Windsheim unsere Gnade und alles Gute. Liebe getreue, wir empfehlen euch aus der Römisch Kaiserlicher Macht, zur Vermeidung unserer und in des Reiches schweren Ungnade und Strafe zu  fallen und gestraft zu werden, ernstlich, daß der Wartturm und der umgebende Graben, so durch eure Vorväter zur Befriedung der Stadt Windsheim in unserer und des heiligen Reiches Stadt, auf derselben Grund und Boden  aufgerichtet wird und nochmals durch Euch mit einen steinernen Wartturm erneuert und verbessert worden ist. Dieser wurde vor wenigen Tagen durch den Hochgeborenen Friedrich, Markgraf zu Brandenburg unsern lieben Onkel und Fürsten durch seine Eigenen mit eigener Gewalt frevelhaft zerstört. Weiterhin soll er wieder aufgebaut werden zu unserer und des Heiligen Reiches und der Stadt Windsheim Bedarf, wie es sich gebühret voransteht und uns und dem Heiligen Reich kein Schaden daraus entstehet (durch den Bau keine Kosten entstehen). Da es ihr zu tun schuldig seid. Das ist unsere ernstliche Meinung.
Gegeben zu Linz am 11. Januar 1491 im 39. Jahr unseres Kaisertums

Danach wurde die Sache zwischen Markgraf Friedrich und der Stadt von Herrn Dietrich von Harras berichtet und vorgetragen, dass ein Rat den Wartturm wieder aufbauen möchte mit den Maßen die der Turm in Höhe des Gemäuer jetzt hat, wie der Richtungsbrief (Bauanweisung) solches vorschreibt. Erst 1496 wurde durch einen Vertrag zwischen den Markgrafen und Windsheim wieder die Errichtung des Turmes, auf das bestehende Mauerwerk erlaubt, dieses durfte nicht höher als 10 Werkschuh (ca. 3mtr.). Darauf durfte aus Holz mit Riegelmauern (Fachwerk) ein Turm errichtet werden dessen Mauern durften höchstens 1 Werkschuh dick sein. Die Höhe des Fachwerkbaus war nicht vorgegeben.
Aus dem Buch von Melchior Pastorius entnehmen wir:
"A.C. 1428 wurde der Wartturm uff dem Weinberg gefertigt dene hernach Marggraf Friedrich V. anno 1490 einwerfen ließ. Aber Maximilianus Römischer König, schriebe am 12. Februar 1494 an Bürgermeister und Rath, daß sie solchen auf des Heiligen Römischen Reiches Grund und Boden wiederum aufbauen sollten, ward ein Vergleich getroffen, daß die Maur des Turms nur 10 Werkschu hoch, uff solche aber von Holz so hoch man wolle ein Gebäw gesetzt werden solle".
In dem 1496 geschlossenen Harrasischen Vertrag heißt es unter anderem:
"Das die von Windshaim auf das gemeüer deß abgebrochenen Thurms, das doch von der Erden auf, nit höer, dann Zehenwerckschuch hoch, vngefehrlich sein soll, eine Wartt mitt Holz machen, vnd in die Rigel mauern [ist Fachwerk] lasen mögen, doch nit dicker als aines schuchs dick, vnd daß sie vnd ihre Nachkommen, Keine Landwehr, Landthurm, oder Bevestigung, außerhalb der Statt im Feld sollen machen oder machen lasen, ohne deß genanndten, meines gnedigen Herrn Marggrauen seiner gnaden Erben vnd Nachkommen gueten willen".

Die Stadt Windsheim darf auf das Gemäuer des abgebrochenen Turmes, das von der Erde auf nicht höher als ungefähr 10 Werkschuh sein soll, eine Wart aus Holz machen und die Riegel mauern (Fachwerkbau), die Mauer darf aber nicht dicker als 1 Werkschuh sein, (die Höhe des Fachwerkbaues ist somit nicht beschränkt, wie Pastorius bestätigt), die Stadt und deren Nachkommen dürfen keine Landwehr, Landturm oder Befestigungen im Feld bauen oder bauen lassen, ohne des Markgrafen oder seiner Nachkommen Genehmigung.

1634 brannte der Weinturm nieder. Hier schreibt die Windsheimer Chronik: „1634 Brand, Sonntags den 7. September dieses (Monats) marschiert das Kaißerliche Volck nachen Illesheim und brante selbigen Nacht den Thurm auf dem Weinberg ab.“
1634 Brand: Sonntags den 7. September marschierten die Kaiserlichen Soldaten nach Illesheim und brannten in der selbigen Nacht den Turm auf dem Weinberg ab. Das Mauerwerk des Turmes bestand aber weiter und diente den späteren Bauten als Fundament. Vermutlich ist das Fachwerk und das Dach abgebrochen worden um das Holz für die Wachfeuer und zum heizen zu verwenden.
1640 wurde der abgebrannte Teil des Weinturms durch ein Holzbauwerk (Hölzernes Schilderhaus) ersetzt. Hier schreibt die Windsheimer Chronik: „1640 Warthurm auf dem Weinberg, und weilen auch in Ao: 1634 wie an seinen Ort gedacht man den Warthurms auff dem Weinberg herab gebrent ist in der Zeith auff das Gemäuer nur wie ein Schillerhäusleinn mit Brittern gemacht und ein hülzern Väßlein an eine lange Stange gehengt welches man auff und nieder ziehen können, damit man die Leut in bevor gestandener Waldarbeit, und sonst bei solcher unsicherheit hat warnen können den in der Zeit stetig eine Wacht auff diesen Thurm und auch eine auf dem Galgenbug gehalten würde.“
1640 Wartturm auf dem Weinberg:
Weil anno 1634 der  Wartturm auf dem Weinberg abgebrannt wurde, ist im Laufe der Zeit ein Schilderhäuslein aus Brettern am gleichen Platz auf die Mauern  gebaut worden. Es wurde ein hölzernes Fässchen an eine lange Stange gehängt, welches man auf- und niederziehen konnte, damit man die Leute bei anstehender Waldarbeit und auch sonst während dieser unsicheren Zeiten (30-jähriger Krieg) hat warnen können, denn in dieser Zeit wurde stetig Wacht auf diesen Turm und auch eine auf dem Galgenbuck gehalten. Die "Hohe Wacht" erfolgte seit 1479 von der bereits 1439 eingerichteten Wächterstube im Pfarrkirchturm aus.
1674 wurde der Weinturm zu seiner heutigen Form hergerichtet. Die Windsheimer Chronik schreibt im April 1674 :
"Im Aprilis wurde der Weinthurm nach dem Harraischen Vertrag repariert und als eine Hohe Wacht zugerichtet."

Im April 1674 wurde der Weinturm nach dem Harraischen Vertrag repariert und als "Hohe Wacht" hergerichtet.
Gleiches erfahren wir aus dem Ratsprotokoll vom Mittwoch 1. April 1674 : "Weinturm soll auf des älteren Bau Herrn H[och]E[dle]n D[okto]rs Pastorii[us] D[ecretum] Relation von Zu Bereiteten Materialien nunmehro nach den Harraischen Vertrag repariert und als eine Hohe Wacht zugerichtet werden"
Ratsprotokoll vom Mittwoch den 1. April 1674 : Der Weinturm soll auf des älteren Bauherrn, Hoch Edlen Doktors Pastorius Anweisung durch die bereits vorbereiteten Materialien, jetzt nach dem Harraischen Vertrag, repariert und als eine "Hohe Wacht" hergerichtet werden.
Da der Weinturm jetzt als "Hohe Wacht hergerichtet war, musste der Turm mit zwei Türmern besetzt sein, hauptsächlich um vor Feuergefahr, Räuberbanden und anrückenden Soldaten zu warnen, nebenbei wurden auch die Weinberge geschützt. Diese Wächter hatten ein beheizbares Zimmer und Ausgucköffnungen im Turm.
In den Jahren von 1549 bis 1554 wurden etliche Wachanweisungen für die Wächter erlassen.
Am 3. Mai 1552 steht in den Ratsprotokollen : "Hütter auffm Wart Turm - Jung Zelpach soll bei der Nacht auch daußen pleiben". Hüter auf dem Wartturm, Der junge Zelpach soll bei der Nacht auch draußen auf der Wart bleiben.
Weiter findet sich am 9. April 1553 im Ratsprotokoll folgender Eintrag : "Hütter auff der Wartt - Zwen auff die Wartt, sollen die Nacht daußen pleiben, unnd was geferlich anzeigen." Hüter auf der Warte, Die zwei auf der Warte, sollen die Nacht draußen bleiben und wenn Gefahr droht dies melden.
Am 27. März 1554 findet sich der Eintrag : "Hütter auff der Wart - Da er einen Reuter oder acht oder zehen sieht soll er ein Schuß thun 20 oder 30 zwen Schuß da es hefftig drey Schuß, unnd die Hut fallen lassen." Hüter auf der Warte, Wenn er einen Reiter oder acht oder zehn sieht soll er einen Schuß abgeben, bei 20 oder 30 Reitern soll er zwei Schuß abgeben, wenn es aber viele sind soll er drei Schuß abgeben und die Wache verlassen. Gleiche Anweisung erteile der Rat der Stadt bereits im Jahre 1549.
Am 22. November 1546 wurde vom Rat der Stadt angeordnet: "Stüblein auff der Hutt - Man soll ein Stüblein auff die Hutt machen laßen, dann der Hütter dorauff pleiben möge." Stüblein auf der Warte, Man soll ein Stüblein auf die Warte machen lassen, damit der Wächter darauf bleibt.
Dieses, früher beheizbare, Stübchen befindet sich jetzt noch immer im ersten Stock des Weinturms. (siehe Bilder)
Die Ausgucköffnungen wurden zwischen 1974 und 1976 stark verkleinert und der Kamin bis unter die Dachziegel agebrochen. Hunderte von Jahren hielt der Turm Wind und Wetter stand. In dieser langen Zeit wurde der Turm bestimmt mehrmals renoviert um so lange seinen Zweck zu erfüllen.

Man kann es als Wahrscheinlich betrachten, dass der Weinturmhügel, bevor er einen Wartturm hatte, der Standort eines Turmhügels, wie der Spielberg bei Rüdisbronn, gewesen ist. Der erhöhte Standort des Turmes, der Blick auf die frühere Handelsstrasse und die ehemals erkennbare Bewallung lassen diesen Schluss zu. Dies ist aber weder durch Funde noch durch andere Beweise belegt.
Im allgemeinen waren Warttürme mit Wall und Graben umgeben, da sie oft Teil eines vorgeschobenen Befestigungsrings, bzw. Rechtsbezirks einer Stadt waren. Diese Warten waren teils mit Landwehren verbunden und boten Warn- und beschränkte Verteidigungsmöglichkeiten.

Bereits seit März 1934 befasste sich die NSDAP Ortsgruppe Windsheim offiziell mit der Errichtung eines Thingplatzes am Weinturmhügel. Die Thingbewegung selbst, stammte bereits aus dem frühen 20. Jahrhundert und wurde von den Nationalsozialisten übernommen. Es wurden im ganzen Reich ca. 400 Thingstätten geplant aber bereits zwei Jahre später ließ das Interesse des Staates daran nach.
Für die Arbeiten am Windsheimer Thingplatz sollten nach der Baugenehmigung durch das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda die Parteigenossen und auch der Arbeitsdienst herangezogen werden. Die Stadt Windsheim hatte das Gelände am Weinturmhügel kostenlos zur Verfügung gestellt. Weiters Land mußte von den einzelnen Besitzern hinzu gepachtet werden um den Weinturmhügel zu verbreitern. Es entstanden jährliche Pachtkosten und Entschädigungen für Obstbäume auf dem Gelände. Durch die Flurbereinigung wurde dann das gepachtete Gelände dem Weinturmhügel zugeschlagen.
Ein erster Kostenvoranschlag zur Thingstätte 1934 belief sich auf 20.000,- Reichsmark wovon 5.000,- als Eigenleistung erbracht werden sollen. Unter anderem wurden Erdbewegungen von 5500 cbm, eine Feuerstelle, Lichtanlage, Wegbauten, Umbau des Weinturms zu einem Aussichtsturm, Baum- und Heckenbepflanzung und eine Rednertribüne berücksichtigt. Der für 8- bis 10.000 Menschen geplante Platz erhielt aufgrund bereits in der nähe genehmigter Thingplätze keine Zustimmung vom Ministerium und somit auch keine Gelder zum Ausbau. Um dieses Problem zu umgehen wurde ein "Verein zur Erbauung eines Thingplatzes" gegründet.
In der ersten Bauphase von Anfang Mai bis Ende Juni 1934 wurde der ganze Platz planiert und Wege angelegt. In der zweiten Bauphase von Anfang September bis Anfang Dezember 1935 wurden Hecken und Bäume gepflanzt und weitere Wege sowie ein breiter Aufmarschweg Richtung Gräf - Oberlandhaus angelegt. Die Flurbereinigung begünstigte diese Baumaßnahmen. Heute ist dieser Weg nahezu nicht mehr erkennbar.
Während dieser Bauphasen wurde ein Eichenhain mit ursprünglich 16 Eichen gepflanzt. Jede dieser 16 Eichen stand für einen beim Hitler-Ludendorff Putsch vom 9. November 1923 in München getöteten Putschisten. In der Nachkriegszeit wurde eine dieser Eichen gefällt um die Phalanx der 16 Eichen zu unterbrechen und den ursprünglichen Grund des Hains zu zerstören. Heute sind es nur noch 14 Eichen. Im Oktober 1936 erhielt der Verein kostenlos 1000 Waldpflanzen aus dem Schußbachwald zur weiteren bepflanzung des Platzes.

Ein zweiter, späterer, undatierter Kostenvoranschlag für den Thingplatz betrug 9.000,- Reichsmark. In diesen waren Kosten für Erdarbeiten, Ausheben der Fundamente und planieren, Lieferung von Steinen, Betonarbeiten, Steinhauerarbeiten zum Herstellen eines Hakenkreuzes, Lieferung von vier Pfannen zur Beleuchtung und die eines Adlers aus Bronzeguss in einer Höhe von 1,50 m und einer Flügelspannweite von 2,00 m enthalten.
Das Pflastern und der Bau von Säulen mit Treppenaufgang samt den vier Feuerschüsseln kamen nicht mehr zu Tragen. Ebenfalls wurde die Anschaffung des Adlers aus Bronzeguss, dessen Fundament am Platz des heutigen Ostlandkreuzes gebaut werden sollte nicht mehr zur Ausführung.

Sonnwendfeiern auf dem Weinturmhügel gab es 1933, 1934, 1935, 1936 und dann noch 1938, einzig 1937 wird nicht davon berichtet, dies hängt vermutlich mit dem Tod des Initiator der den Bau der Thingstätte vorantrieb zusammen. Nach seinem Tod im April 1937 ruhte der Bau und wurde dann ganz eingestellt. Die Wintersonnwendfeiern wurden fast im gleichen Rhythmus auf dem Galgenbuck abgehalten. 1960 wurde das sogenannte Ostlandkreuz auf dem Weinturmplateau errichtet und zum Tag der Heimat eingeweiht. Es Erinnert an die Toten und Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten.
Im Januar 1938 wurde vom Luftamt in Nürnberg mit strengen Auflagen für die N.S.V.K - Truppe Windsheim auf dem Weinturm ein Segelfluggelände genehmigt. Bereits im Februar 1941 wurde das Gelände wieder gesperrt und aufgelassen, da es für Segelflugschulung nicht mehr benötigt wurde.
Von Zwischenzeitlichen Reparaturmassnahmen am Turm ausgenommen, fand die letzte größere Baumaßnahme auf dem Weinturmhügel 1994 durch den Bau des Wasser-Hochbehälters  der rund 6500 Kubikmeter Wasser fasst statt. Dieser Hochbehälter dient als Puffer für die Fernwasserversorgung der Stadt.