Bad Windsheim - Ortsteile

Lenkersheim

Einer der kleinsten Marktflecken Frankens ist Lenkersheim, der ca. 3 Kilometer von Bad Windsheim entfernt liegt. Der Ort Lenkersheim wurde das erste Mal am 15.03.1200 urkundlich erwähnt. Die Gründung des Ortes geht aber auf die erste Landnahme der Franken zurück. Dies ist zwar nicht belegt, aber es lässt sich aus dem Ortsnamen schließen. Siedlungsspuren sind durch Funde aus der Steinzeit bereits bekannt. Bis kurz vor 1200 war Lenkersheim im Besitz der Herren von Abenberg, nachdem diese ausgestorben waren, ging es in den Besitz des Burggrafen von Nürnberg über. Noch ehe Windsheim Reichsstadt wurde, war Lenkersheim bereits Reichsstadt (1200), die von den Hohenstaufen als Bollwerk gegen das Bistum Würzburg ausgebaut wurde. Lenkersheim hatte damit das Recht einen Wochenmarkt und zwei Jahrmärkte abzuhalten. Die Lenkersheimer Bürger erhielten die gleichen Rechte wie die Nürnberger Bürger. Der Mittelpunkt der Besitzungen Würzburgs war zu dieser Zeit Windsheim.

Lenkersheim war somit die erste Reichsstadt eines deutschen Königs im fränkischen Raum. Zu dieser Zeit wurde der Ort befestigt und mit Gräben, Wällen, Toren und Türmen umgeben. Gleichzeitig wurde eine Kirche in der Nähe der Aisch gebaut und mit einem Wassergraben umgeben. 1228 wurde in Urkunden ein Ritter Col von Lenkersheim erwähnt, welcher Herr der im Norden des Ortes gelegenen Wasserburg war. Diese Sippe starb bis Ende des 13.Jahrhunderts aus.

Um 1235 musste der Bischof zu Würzburg sein gesamtes Gebiet an der Aisch an den Kaiser abtreten. Damit war die "Stadtherrlichkeit" Lenkersheims vorbei, da jetzt Windsheim ebenfalls dem Kaiser gehörte. Aber Lenkersheim blieb ein vorgeschobener Wachposten gegen Windsheim. Da aber Windsheim etwa 1274 die Bedeutung einer Stadt erlangt hatte, verpfändete 1282 Rudolf von Habsburg die kleinere Stadt Lenkersheim als Reichslehen an den Burggrafen von Nürnberg. Zu diesem Zeitpunkt wurde die weitere Entwicklung der Stadt Lenkersheim bereits durch Windsheim verhindert. Während des Städtekrieges gegen das Raubrittertum wurde 1381 auch die Burg in Lenkersheim durch Windsheim zerstört und nie mehr aufgebaut. Bereits 1452 wird das jetzt zollerische Lenkersheim nicht mehr als Stadt bezeichnet. Als sich 1525 die Lenkersheimer Bürger am Bauernkrieg beteiligten, wurden ihnen nach der Niederlage die Stadtrechte entzogen und gleichzeitig die Tore und Türme des Ortes geschleift. Als weitere Folge wurden 5 Bürger durch das Schwert hingerichtet und 7 weiteren die Finger abgehackt.

Kirchenrechtlich gehörte Lenkersheim bis etwa 1400 zu Virnsberg, danach zum Kloster Wülzburg. 1523 trat das Kloster zum evangelischen Glauben über, somit wurde Lenkersheim evangelisch. 1533 wurde der Ort von Truppen der fränkischen Städte niedergebrannt und zerstört, selbst die Lenkersheimer Kirche wurde nicht verschont. Die gleichen Truppen äscherten Lenkersheim 1553 nochmals ein.

Kaum eine gute Generation später wurde während des 30-jährigen Krieges der Ort geplündert und wieder niedergebrannt. Lenkersheim lag an einer wichtigen Heerstraße, daher blieb es bei keinem Durchzug verschont, da sich die Truppen bis aus dem weiten Hinterland verpflegten. 1641 hatte Lenkersheim nur noch 30 Einwohner.

Der Ort besaß in früherer Zeit zwei Mühlen, eine Roßmühle bis ca.1866 und die Seemühle. Sie wurde das erste Mal 1624 genannt. Die Seemühle arbeitete bis 1981. Die während der Bauernkriege zerstörte Kirche wurde bis 1648 wieder neu gebaut. Zu dieser Zeit besaß Lenkersheim zwei Kirchen. Die zweite Kirche wurde 1797 wegen Einsturzgefahr abgerissen. Bereits 1617 erhielt Lenkersheim seine Marktrechte wieder zurück. 1792 -1806 gehörte Lenkersheim zu Preußen, danach wurde es französisch und 1810 bayerisch. Am deutsch - französischen Krieg 1870 nahmen ebenfalls einige Bürger Lenkersheims teil.

Während des Ersten Weltkrieges verloren 21 Bürger der Gemeinde ihr Leben und im Zweiten Weltkrieg waren es 18 Einwohner. Der Kriegerverein wurde 1873 gegründet. Eine Flurbereinigung wurde von 1934-1937 durchgeführt. 1911 wurde die Kirche renoviert. Während des Zweiten Weltkrieges musste die Gemeinde 1943 ihre große und kleine Kirchenglocke abgeben. Die große Glocke kam 1947 unbeschädigt zurück.

Den Zweiten Weltkrieg überstand Lenkersheim relativ unbeschädigt. Am 20.02.45 warfen amerikanische Bomber 243 Sprengbomben über dem Gemeindewald ab, dies führte zu schweren Verwüstungen. Am 14.April 45 zog die Front kampflos über Lenkersheim hinweg. Die Bevölkerungszahl erhöhte sich 1946 stark durch Flüchtlinge. 1946 wurde deshalb eine zweite Schulstelle errichtet. Durch einen Brand wurden 1947 etliche Gebäude vernichtet. 1949 wurden nochmals Gebäude durch Brand zerstört. Die größte Brandkatastrophe ereilte den Ort am 8.September 1959, mehrere Gehöfte branden fast vollständig ab, der Schaden betrug etwa 700 000,- DM. An die Fernwasserversorgung wurde Lenkersheim 1954-55 angeschlossen. 1948 wurde das Feuerwehrgerätehaus erbaut und 1956 eine Gemeinschaftsgefrieranlage integriert. Von 1952-1954 wurde die Kirche renoviert und 1956 bekam der Ort eine neue Glocke. Die bisher letzte Kirchenrenovierung wurde 1999 abgeschlossen. Die Ortsdurchfahrt wurde 1955-56 erneuert. Im Jahre 1957 wurde durch eine Firma aus Hannover ein 28 mtr. hoher Bohrturm errichtet, man bohrte nach Erdöl, das durch seismologische Sprengungen hier vermutet wurde. Nachdem bis auf eine Tiefe von 894 mtr. gebohrt wurde, stellte man die Arbeit wegen Unfündigkeit ein. Lenkersheim hat etliche Vereine, darunter, den Männergesangverein, den Schützenverein, den Kriegerverein, den Sportverein, den Obst und Gartenbauverein mit Mosterei, den Campingverein, die Bayerische Jungbauernschaft und die Freiwillige Feuerwehr. Weiterhin den Musikverein, einen Knobel-Club, die Jagdgenossenschaft, eine Maschinengenossenschaft, den Kirchenchor, einen Seniorenclub und Beachvolleyballverein.

Treffpunkt vieler Vereine ist eines von den drei Gasthäusern am Ort. 1964 -65 wurde ein neues Schulhaus erbaut. Die Ortsstraße wurde 1965 ausgebaut. Ein Leichenhaus wurde 1969 -70 gebaut. Durch diese Baumaßnahme musste das Kriegerdenkmal neu nivelliert werden und 1973 wurde es versetzt. Durch die Gebietsreform ist Lenkersheim ein Ortsteil von Bad Windsheim. Seit 1984 bestehen in Lenkersheim Werkstätten des Vereins "Lebenshilfe", die im Laufe der Jahre mehrmals erweitert wurden. Ein neues Gemeindehaus wurde 1989 errichtet. Die mehrmals im Jahr durchgeführten Freitänze in Lenkersheim werden immer sehr gut besucht. Im Zuge der Dorferneuerung wurde die Ortsdurchfahrt, der Kirch- und Marktplatz erneuert. Eine Biogasanlage wurde ebenfalls am Ortsrand errichtet. Am Ort befinden sich eine Autowerkstatt, ein Elektrogeschäft, ein Fitness- Studio, ein Steuerberater, eine Tierarztpraxis und ein Werkzeugbauer. 2010 befanden sich noch 10 landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe und 5 Nebenerwerbsbetriebe am Ort.

Besonders ist auf die 1212 Seiten starke Ortschronik über die ehemalige Freie Reichsstadt Lenkersheim hinzuweisen. Beim Verlegen von 4900 m Leitungen für die Fernwärme in über 100 Haushalte wurden 2012 im Ort mehrere Bierkeller entdeckt die gut erhaltenen, mehrere hundert Jahre alten Keller lagen unter der Dorfstraße und musste aus Sicherheitsgründen verfüllt werden.